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Bad Honnef-Symposium 2016

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

21. - 22.03.2016, Bonn

Epidemiologie und mikrobiologische Diagnostik der Sepsis

Meeting Abstract

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  • Karsten Becker - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster
  • Evgeny A. Idelevich - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster

Bad Honnef-Symposium 2016. Bonn, 21.-22.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bhs07

doi: 10.3205/16bhs07, urn:nbn:de:0183-16bhs070

Published: March 16, 2016

© 2016 Becker et al.
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In Deutschland erkranken ca. 150.000 Menschen pro Jahr an einer Sepsis, 30–50% der Erkrankten sterben. Eine schnellere Sepsisdiagnostik ermöglicht eine frühere Umstellung auf eine gezielte antimikrobielle Therapie mit besserem klinischen Outcome.

Mehrere methodologische Verbesserungen haben in den letzten Jahren zur Beschleunigung der Sepsis-Diagnostik beigetragen. Während sich eine PCR-gestützte Sepsisdiagnostik bisher trotz bzw. aufgrund nur partieller Vorteile nicht durchsetzen konnte, hat die Einführung der „matrix-assisted laser desorption/ionization time-of-flight mass spectrometry“ (MALDI-TOF MS) zu einem erheblichen Zeitgewinn bei der kulturbasierten Sepsisdiagnostik geführt. Der MALDI-TOF MS-Einsatz direkt aus positiv gemeldeten Blutkulturen mittels Lyse-Zentrifugations-Verfahren ermöglichte eine Spezies-Identifizierung in 78,6% der Fälle für Gram-negative Stäbchen, in 41.9% für Gram-positive Kokken und 62,5% für Hefepilze. Auch mittels sehr kurz auf Festmedium bebrüteten Subkulturen aus positiv gemeldeten Blutkultur-Flaschen konnte ein erheblicher Zeitvorteil erreicht werden. Die mittleren Inkubationszeiten der Subkulturen, die für eine erfolgreiche Identifizierung notwendig sind, betrugen nur 2,0 Stunden für Gram-negative Stäbchen und 3,1 Stunden (mit einem kurzen Extraktionsverfahren) für Gram-positive Kokken. Die gleiche Biomasse kann parallel in ein automatisches Empfindlichkeitstestung-System eingeimpft werden (nach 2,4 Stunden für Gram-negative Stäbchen und 3,8 Stunden für Gram-positive Kokken). Damit können auch die Ergebnisse der Empfindlichkeitstestung einen Tag früher mitgeteilt werden. Dieses Kurzinkubations-Verfahren scheint somit derzeit am besten für die diagnostische Routine geeignet zu sein, weil es die Ergebnisse sehr schnell und ohne zusätzlichen Arbeits- bzw. Kostenaufwand liefert. Als generelle Alternative zur Flüssigmedium-basierten automatisierten Blutkultur-Inkubation wurde weiterhin eine direkte Blutkultivierung auf ein Festmedium untersucht. Hierbei wurde eine Spezies-Identifizierung von direkt inokulierten Platten immer früher erreicht als die Wachstumsdetektion durch das automatische System, das seinerseits bei Positivmeldung lediglich Gram-Färbung und Anlage einer Sub-Kultur erlaubt. Die mittlere Zeitdifferenz zwischen Wachstumsdetektion im automatischen System und Spezies-Identifizierung aus kurz auf Festmedium bebrüteten Mikrokolonien betrug 4,6 Stunden.

Die Beschleunigung der kulturbasierten mikrobiologischen Sepsis-Diagnostik ist das Gebot der Stunde und erste Verfahren haben die Praxisreife erreicht.


Literatur

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