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Minimalinvasive Osteosynthese mittels eines winkelstabilen photodynamischen Kunststoff-Polymers bei pathologischen Frakturen am Becken – Erste Erfahrungen
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Published: | March 10, 2016 |
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Zielsetzung: Pathologische Frakturen des Beckens sind häufig schmerzhaft und führen zur Immobilisierung des Patienten. Operativ ist diese Entität meist nur durch ausgedehnte operative Eingriffe behandelbar. Mit dem vor allem an der oberen Extremität bereits vielfach eingesetzten photodynamischen Polymer besteht die Möglichkeit, minimalinvasiv die tumor-assoziierten Frakturen zu stabilisieren oder bei ausgedehnteren knöchernen Defekten ein Widerlager für die Versorgung mit Metallimplantaten zu bieten.
Methodik: Das Verfahren kombiniert die Eigenschaften der seit Jahrzehnten erfolgreich in der Zahnmedizin eingesetzten Kunststoffe mit den aus der interventionellen Radiologie bzw. Kardiologie bekannten und vielfach bewährten Dacron-Ballonkathetern. Beide Werkstoffe finden hiermit in der modernen Unfallchirurgie/Orthopädie neue Anwendung. Das eingesetzte Methylacrylat wurde Ende 2008 in der Humanmedizin zur Frakturbehandlung zugelassen und wurde in unserer Klinik 2011 erstmalig am Becken eingesetzt.
In Seldinger-Technik wird minimal-invasiv in den zuvor eröffneten und erweiterten Markraum ein Ballon-Katheter eingeführt. Der Ballon wird mit dem flüssigen Kunststoffmonomer befüllt und durch Applikation sichtbaren blauen Lichts mit einer Wellenlänge von 436 nm innerhalb von 300 bis 800 Sekunden in ein hartes Polymer überführt. Mittlerweile sind Implantatdurchmesser bis zu 23mm in verschiedenen Längen bis zu 280mm verfügbar. Das Implantatdesign bietet die Möglichkeit zur Kombination mit Schrauben oder Platten- bzw. Fixateur-interne-Systemen.
Ergebnisse: Von September 2011 bis September 2014 wurden insgesamt 4 weibliche Patienten mit vorderer und hinterer Beckenringfraktur mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren (57-75 J) mit dem System alleine oder in Kombination mit Metallimplantaten in erwähnter Weise behandelt. 3 Patienten hatten eine pathologische Fraktur, bei einer Patientin lag eine vordere Beckenringfraktur mit verzögerter Heilung vor. Auf der visuellen analogen Schmerzskala gaben die Patientinnen präoperativ durchschnittliche eine Schmerzintensität von 6,8 an. 2 Wochen postoperativ betrug die Schmerzintensität durchschnittlich 2,5. Alle Patienten waren postoperativ besser mobilisierbar bzw. besser zu pflegen.
Schlussfolgerung: Es steht hiermit ein Implantat zur Verfügung, das sich der individuellen intramedullären Knochenkonfiguration des Menschen anpasst und alleine oder in Kombination mit bewährten Osteosynthesetechniken pathologisch geschwächten Knochen augmentativ stabilisieren kann.