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Winkelfehlsichtigkeit
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Published: | January 29, 2015 |
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Unter der Winkelfehlsichtigkeit verstehen die Vertreter der Mess- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase (MKH) eine Vergenzfehlstellung, welche durch Fusion nicht vollständig überwunden werden kann. Mittels MKH wird der Grad der Winkelfehlsichtigkeit bestimmt. Ihre Überwindung und der bleibende geringe Restwinkel („Fixationsdisparation“) sollen zur Anstrengung beim Fixieren führen. Die Diagnostik beruht auf der subjektiven Wahrnehmung von Testfiguren, die beiden Augen getrennt am Polatest angeboten werden. Das Ziel ist der Ausgleich der Winkelfehlsichtigkeit durch eine Prismenbrille, welche die Fixationsdisparation aufhebt. Einzelfallberichte schildern eine positive Wirkung unter anderem auf die Konzentration, Belastbarkeit, Fein- und Grobmotorik. Es stehen nur wenige kontrollierte Daten zur Verfügung. Die einzige größer angelegte Studie mit 72 Patienten mit asthenopischen Beschwerden zeigte keinen Vorteil einer MKH-Brille gegenüber dem alleinigen Refraktionsausgleich. Auch der theoretische Ansatz einer verbleibenden Fixationsdisparation bei mangelhafter Überwindung eines größeren Schielwinkels konnte in Studien nicht bestätigt werden. Da es durch eine Prismenbrille zur Anpassung des Gehirns an die geänderte Vergenzlage kommen kann, ist nicht selten im Laufe von Monaten eine schrittweise Verstärkung der Prismen notwendig. Der Vergenzwinkel kann schließlich so groß werden, dass der Betroffene bei Abnahme der Brille doppelt sieht. Dies kann zur Empfehlung einer eigentlich nicht nötigen Augenmuskeloperation führen.