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28th Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

26. - 27.06.2015, Göttingen

Intravenöse Fibrinolyse – eine Therapieoption beim frischen Zentralarterienverschluss?

Meeting Abstract

  • M. Schultheiss - Universitäts-Augenklinik Tübingen
  • S. Poli - Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen Universität Tübingen
  • N. Feltgen - Ophthalmologie der Universität Göttingen
  • K.U. Bartz-Schmidt - Universitäts-Augenklinik Tübingen
  • M.S. Spitzer - Universitäts-Augenklinik Tübingen

Retinologische Gesellschaft. 28. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Göttingen, 26.-27.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15rg36

doi: 10.3205/15rg36, urn:nbn:de:0183-15rg361

Published: June 23, 2015

© 2015 Schultheiss et al.
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Text

Hintergrund: Nach den Ergebnissen der European Assessment Group for Lysis in the Eye (EAGLE)-Studie ist die intraarterielle Lysetherapie beim Zentralarterienverschluss nicht mehr indiziert. Das in der EAGLE-Studie gewählte therapeutische Zeitfenster war mit 20 Stunden (h) jedoch sehr lang. Beim ischämischen Schlaganfall ist die Wirksamkeit der Thrombolyse nur bis 4,5 h nach Symptombeginn ausreichend bewiesen. In der EAGLE-Studie wurde kein Patient im 4,5 h Zeitfenster lysiert. Unklar bleibt folglich die Rolle der Lysetherapie bei sehr frischen Zentralarterienverschlüssen und ob in diesem Zeitfenster Patienten von einer Lysetherapie profitieren könnten.

Methoden: Die Diagnose eines retinalen Arterienverschlusses wurde in unserer konsekutiven Fallserie funduskopisch gestellt und meistens mit einem OCT gesichert. Patienten, bei denen der retinale Arterienverschluss kürzer als 4.5 h zurücklag, wurden mit einer intravenösen rt-PA-Lyse behandelt. Entsprechend der Leitlinien zur Lysetherapie bei einem akuten ischämischen Schlaganfall wurde vor Beginn der Thrombolyse ein Schädel-CT durchgeführt und Kontraindikationen ausgeschlossen.

Ergebnisse: Es wurden in einem Zeitraum von 32 Monaten sieben Patienten mit frischem retinalen Arterienverschluss rekrutiert und innerhalb von 4.5 h intravenös lysiert. Sechs Patienten hatten einen Zentralarterienverschluss und ein Patient einen Astarterienverschluss. Bei vier Patienten kam es zu einer Wiederöffnung der retinalen Gefäße, davon hatten drei eine vollständige Erholung der Sehschärfe und des Gesichtsfeldes. Beim vierten Patienten verblieb ein Zentralskotom mit einem reduzierten Visus. Es gab keine unerwünschten Nebenwirkungen durch die Lysetherapie.

Schlussfolgerung: Innerhalb der ersten 4,5h scheint die intravenöse Lysetherapie möglicherweise eine wirksame Therapie des Zentralarterienverschlusses zu sein. Um diese Frage beantworten zu können, bedarf es neuer prospektiver Studien mit einer höheren Patientenzahl.