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Von Bologna über Lissabon nach Berlin – Der DQR-LLL als Matrix für den NKLM
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Durch den kritischen Diskurs über die Bologna Reform hat die 2000 für die EU verabschiede-te Lissabon Strategie, das 2008 davon abgeleitete European Qualification Framework of Life Long Learning (EQF-LLL) und der 2013 verabschiedete Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR-LLL) im Konzept des NKLM keine Beachtung gefunden.
Auch wenn der Kompetenzbegriff beim NKLM im Mittelpunkt steht, fehlt ihm die Dimension „berufliche und persönliche Entwicklung“ des DQR-LLL. Aspekte wie „flexible learning pathways“ und „non-formales und informales Lernen“ verlangen deshalb entsprechende Strukturen, nicht zuletzt der Anregung von Norman et al. [1] folgend: „The challenge is to reallocate resources strategically to maximize benefit while avoiding creating an administrative elephant.“ Diese Strukturen werden in diesem Beitrag vor- und zur Diskussion gestellt.
Methoden: Ein Thinktank an der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen entwickelte im Rahmen des DQR-LLL als Matrix ein für das individuelle lebenslange Lernen inhärentes Trainings- und Ausbildungskontinuum mit folgenden Charakteristiken:
- 1.
- Ausschöpfung der überdurchschnittlich langen vorlesungsfreien Zeiten.
- 2.
- Ausrichtung des Studiums auf Kern- und Mantelcurriculum.
- 3.
- Stimulation von individuellen Qualifikationsprofilen bereits im sehr frühen Stadium des Studiums.
- 4.
- Stimulation des Verständnisses für die Allgemein- und Familienmedizin durch die Studiumabschlussqualifikation „Basisarzt“.
- 5.
- Beachtung der Halbwertzeit des derzeitigen medizinischen Wissens.
- 6.
- Gestaltung eines dichten formativen Prüfungsnetzwerks mit wenigen, durchaus Staatsex-amina ersetzenden summativen „Prüfungstoren“ analog der Anforderungen, die sich aus §4 der Ärztlichen Berufsordnung ergeben.
Ergebnisse: Die vorgestellte Restrukturierung des bestehenden Curriculums in 3 x 14 Wochen p.a. resul-tiert in eine volljährlich strukturierte akademische Ausbildung ohne jeglichen Verlust aktueller Kompetenzen. Im Ergebnis
- ist die/der 4jährige Basisärztin/-arzt bestens motiviert vorbereitet für ein lebenslanges Lernen.
- kann im PJ-2 die Berufswahl „family doctor“ überprüft werden bzw. die Spezialisierungs-phase unter Anwendung von § 10 Bundesärzteordnung mindestens zwei Jahre früher als bisher beginnen.
- entspricht das 4+2-jährige Curriculum Berufsanerkennungsrichtline 2013/55/EU Art. 24(2): mindestens 5 Jahre mit mindestens 5.500 Stunden insgesamt.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die vorgeschlagene Struktur hat keinen negativen Einfluss auf bestehende Curricula; das vorhandene Curriculum bleibt inhaltlich unberührt. Die Absolventen sind jünger als bisher. Die Basisqualifikationsdauer ist der Halbwertzeit des medizinischen Wissens angepasst. Das Bewusstsein für eine bestimmte Spezialisierung wird früh und intensiver geschärft. Das Prinzip des DQR-LLL umzusetzen, verlangt allerdings viel Mut, vor allem eine tragende Zukunftsvision.