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Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Qualitative Evaluation des Mentoring-Programms der Universität Witten/Herdecke zur Förderung professioneller Kompetenzen

Meeting Abstract

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP5-070

doi: 10.3205/15gma325, urn:nbn:de:0183-15gma3253

Published: August 31, 2015

© 2015 Zupanic et al.
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Fragestellung/Einleitung: Die Förderung professioneller Kompetenzen wird neben der Vermittlung von Wissen und praktischen Fertigkeiten als drittes Haupt-Standbein im Medizinstudium angesehen. Professionelle Fähigkeiten und Haltungen entstehen in der persönlichen Auseinandersetzung mit eigenen Idealen und sozialem Umfeld. Zur Unterstützung einer gelingenden professionellen Entwicklung gilt Mentoring in diesem Prozess als effektives Instrument [1], [2]. An der Universität Witten/Herdecke wurde zusätzlich zum bereits schon lange bestehenden Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung im WS 2013/14 ein Mentoring-Angebot mit Beginn im ersten Semester eingeführt. In diesem Programm sollen mittels Reflexion und Austausch über von Studierenden gewählte Fragen professionelle Kompetenzen geschult werden. Dazu werden beginnend im ersten Semester alle Studierenden in Gruppen von 8-9 Teilnehmer/innen eingeteilt und von „Mentorentandems“, bestehend aus Kliniker/in oder Hochschullehrer/in (Mentor/in) und Student/in aus höherem Semester (Comentor/in) betreut. Die Erfahrungen des ersten Jahres wurden qualitativ evaluiert.

Methoden: Zur Auswertung wurde die Methode der qualitativen entwicklungsorientierten Evaluation gewählt. Zum Mentoring-Programm wurden anhand von Leitfragen fünf Fokusgruppen-Interviews mit Studierenden sowie acht Einzel-Interviews mit Comentoren und Mentoren bezüglich deren Erfahrungen mit dem neuen Angebot geführt. Diese Erfahrungen wurden in einem iterativen Prozess in drei Schritten nach der Methode der Mayring‘schen Inhaltsanalyse analysiert, explizite und implizite Inhalte kategorisiert und deren inhaltliche Beziehungen kondensiert.

Ergebnisse: Transmissionsphasen, die im Medizin-Studium immer wieder auftreten, bieten viele Herausforderungen, die vom Einzelnen bewältigt werden müssen. Durch das Mentoring können sowohl die Mentoren und Comentoren (Generativität, Bereicherung, Gemeinsam Bedeutung generieren, Produktives Sich-in-Frage stellen lassen), als auch die Mentees (Vertrauen und Wir-Gefühl, Austausch wird verbessert, Universalität eigener Probleme erkennen) profitieren. Das Hauptproblem bei der Durchführung ist die Spaltung der Studierenden. Einerseits geben Studierende an, gut von dem Angebot zu profitieren, andere finden es eher unnötig und bleiben früh weg (16 von 30 begonnenen Gruppen bestehen weiterhin). Die gewonnenen Perspektiven und auch Verbesserungsvorschläge sollen dazu beitragen, das Angebot für mehr Studierende positiv nutzbar zu machen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Der Studienalltag birgt komplexe persönliche und professionelle Anforderungen. Die Erfahrung eines als hilfreich empfundenen Mentoringprozesses unter Einbezug von Selbst-, peer- und Experten-Wahrnehmung kann für Studierende in ihrer gegenwärtigen Situation nützlich sein, aber auch Kompetenzen für spätere komplexe Berufs-Situationen fördern. Ob die angestrebten Veränderungen eine höhere Effizienz des Programms bewirken werden, wird in weiteren Evaluationen erhoben werden.


Literatur

1.
Dimitriadis K, von der Borch P, Störmann S, Meinel FG, Moder S, Reincke M, Fischer MR. Characteristics of mentoring relationships formed by medical students and faculty. Med Educ Online. 2012;17:17242. DOI: 10.3402/meo.v17i0.17242 External link
2.
Sambunjak D1, Straus SE, Marusic A. A systematic review of qualitative research on the meaning and characteristics of mentoring in academic medicine. J Gen Intern Med. 2010;25(1):72-78. DOI: 10.1007/s11606-009-1165-8 External link