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Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Expertenentscheidung in der Medizin – Studiendesign und erste Ergebnisse

Meeting Abstract

  • Hannah Umminger - Universität Frankfurt, Inst. Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • Stefanie Lodders - Universität Frankfurt, Inst. Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • Judith Pape - Universitätsklinikum Frankfurt, Zahnklinik Carolinum, Frankfurt/Main, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Johannes Schulze - Universität Frankfurt, Inst. Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP6-085

doi: 10.3205/15gma195, urn:nbn:de:0183-15gma1955

Published: August 31, 2015

© 2015 Umminger et al.
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Fragestellung/Einleitung: Die Fähigkeit von Experten, schnell und richtig Entscheidungen treffen zu können, wird immer wieder untersucht. Dabei sind nur wenige Untersuchungen in der Medizin durchgeführt worden, obwohl das Interesse an diesen Entscheidungsmechanismen groß ist. Für die Untersuchung der Mechanismen von „Expertenentscheidungen“ in der Medizin haben wir uns dem Aspekt der für eine Entscheidung zugrundeliegenden Informationen gewidmet; wir präsentieren das Studiendesign und erste Ergebnisse.

Methoden: In einer Studie an Probanden mit zunehmender Erfahrung in Anästhesie und Abdominalchirurgie wurde versucht, die einer Entscheidung zugrunde liegende Information bei Studenten und Ärzten verschiedener Erfahrungsstufen zu erfassen. Zusätzlich wurde versucht, das Ausmaß eventuell unbewusster erfasster und bewerteter Information zu quantifizieren. Als Arbeitshypothese wurde angenommen, dass unter den Teilnehmern mit zunehmender Erfahrung die als relevant angesehenen Informationen stärker übereinstimmen, dass Anfänger bei größeren Streuungen mehr Informationen als relevant ansehen, und dass die Anzahl relevanter Fakten mit zunehmender Erfahrung sinkt.

Ergebnisse: Für die Studie wurden zehn anästhesiologisch bzw. gastrointestinal relevante klinische Szenarien identifiziert, deren Thematik an Fragen des Staatsexamens angelehnt ist. Auch die fünf Antwortalternativen wurden belassen, um den teilnehmenden Studierenden ein bekanntes Format zu gewährleisten. Im Anschluss an die Frage selbst wurden alle Fakten tabellarisch aufgelistet; die Teilnehmer sollten die Fakten ankreuzen, die sie für relevant hielten für die Beantwortung der Frage. Nach etwa vier Wochen wurden alle Teilnehmer gebeten, einen zweiten Fragebogen zu beantworten. Hier wurden für jedes Szenario nur die Informationen gegeben, die in der Erstversion als relevant angegeben wurde; alle übrigen Fakten wurden eliminiert. In diesem Durchgang konnte als sechste Version angegeben werden, dass diese Frage nicht beantwortet werden kann. In einem zweiten Schritt konnten die Teilnehmer aus den in der zweiten Version nicht gegebenen Informationen auswählen, welche zusätzliche Information jetzt für die Entscheidung noch erforderlich ist. Teilgenommen haben Studenten des klinischen Studienabschnittes und des Praktischen Jahres, Assistenzärzte in den ersten drei Weiterbildungsjahren, sowie erfahrene Assistenzärzte und Fachärzte, deren Ergebnisse zusammengefasst wurden als „Experten“. Als Kriterien wurde bei jedem Szenario herangezogen, ob die Frage richtig beantwortet wurde, wie viele und welche Informationen als relevant angegeben wurden, sowie ob und wie viele Informationen nachträglich angefordert wurden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass die für eine Entscheidung relevanten Fakten auch bei Experten nicht einheitlich sind, sondern auf wenige (zwei bis vier) abgrenzbare Cluster zu reduzieren sind.