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Sexualität im Arzt-Patienten-Gespräch als Gegenstand des Medizinstudiums
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Befunde zeigen, dass nur ein Viertel der befragten Hausärzte im Gespräch mit dem Patienten Sexualität thematisierten. Als Gründe wurden Unsicherheit angegeben sowie die Vermutung, dass dies dem Patienten unangenehm sei [1]. Folgerichtig wird gefordert, sexualmedizinische Inhalte zum unverzichtbaren Bestandteil des Medizinstudiums zu machen [2].
Im Modellstudiengang an der Berliner Charité werden in einem integrierten Curriculum sowohl die biologischen Grundlagen von Sexualität vermittelt als auch die notwendigen kommunikativen Kompetenzen. Letztere werden in der Lehrveranstaltung „Kommunikation, Interaktion, Teamarbeit“ (KIT) in Form von Lernspiralen mit zunehmender Lernzieltiefe vermittelt. Dazu werden im ersten und zweiten Semester Gesprächsführungstechniken für verschiedene Gesprächssituationen erarbeitet und das Ansprechen von tabuisierten Themen geübt. Darauf aufbauend wird im sechsten Semester in zwei Terminen (à 3 Zeitstunden) in Rollenspielen und Simulationspatientengesprächen trainiert, Sexualität im Anamnesegespräch und in Beratungsgesprächen zu thematisieren. Bei der Evaluation der Lehrveranstaltung KIT im sechsten Semester werden die Studierenden befragt, ob die Zielsetzung dieser Lerneinheiten, nämlich Sexualität und deren Störungen im Arzt-Patienten-Gespräch thematisieren zu können, erreicht wurde.
Methoden: Per Online-Evaluation bewerten die Studierenden, ob sie sich ausreichend darauf vorbereitet fühlen, im Gespräch mit einer Patientin/einem Patienten auch Themen anzusprechen, die die Sexualität betreffen. Die Antworten werden mittels einer fünfstufigen Lickert-Skala (stimme voll zu – stimme gar nicht zu) erfasst.
Ergebnisse: Seit Einführung des Modellstudiengangs haben bislang vier Kohorten die dargestellte Lernspirale komplett durchlaufen. Durchschnittlich bis überdurchschnittlich viele Studierende stimmen der Aussage zu, sich ausreichend vorbereitet zu fühlen, im Arzt-Patienten-Gespräch sexuelle Themen anzusprechen.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die Forderung, sexualmedizinische Inhalte im Rahmen der Pflichtlehre im Medizinstudium fest zu verankern, konnte erfüllt werden. Der zentrale Inhalt von zwei Unterrichtsterminen ist das Training der kommunikativen Kompetenzen, die notwendig sind, um Sexualität im Gespräch mit Patienten professionell thematisieren zu können. Sich darauf ausreichend vorbereitet zu fühlen, wird nach der Teilnahme an dem Kommunikationstraining von den Studierenden überwiegend angegeben.
Literatur
- 1.
- Cedzich DA, Bosinski HA. Sexualmedizin in der hausärztlichen Praxis: Gewachsenes Problembewusstsein bei nach wie vor unzureichenden Kenntnissen. Sexuologie. 2010;17:147.
- 2.
- Rösing D, Zimmermann U, Gillner M, Puttlitz FM, Rösing K, Klebingat KJ. Curriculum Sexualmedizin der Universität. GMS Z Med Ausbild. 2007;24(2):Doc106. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2007-24/zma000400.shtml