gms | German Medical Science

Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Chirurgische Expertise – eine Frage des Geschlechts und der Persönlichkeit?

Meeting Abstract

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV332

doi: 10.3205/15gma066, urn:nbn:de:0183-15gma0663

Published: August 31, 2015

© 2015 Gradl et al.
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Fragestellung/Einleitung: Das Verständnis und die Berücksichtigung der intrinsischen Motivation, der Selbsteinschätzung und der Persönlichkeit von Medizinstudierenden könnten für die Schaffung eines fruchtbaren Lernklimas von entscheidender Bedeutung sein. In Zeiten des Nachwuchsmangels kommt der Förderung motivierter und interessierter Studierender dabei besondere Bedeutung zu. Die vorliegende prospektive Kohortenstudie untersucht den Einfluss des Geschlechts, der Persönlichkeit und der Selbsteinschätzung auf den praktischen Lernerfolg am Beispiel der Kniegelenksarthroskopie.

Methoden: Im Rahmen eines viertägigen „Skills Kurses“ zur Vermittlung klinischer und operativer Fertigkeiten im 4. Semester wurden 48 Studierende (35 Frauen, 13 Männer, Durchschnittsalter 23 Jahre) am Real-Life-Simulator in der Kniegelenksarthroskopie (ASK) unterrichtet. Der Unterricht fand in Kleingruppen à 6 Studierende statt und umfassten jeweils drei Stunden. Der Lernerfolg wurde als praktische Prüfung (Directly observed procedural skills; DOPS) am Ende des Kurses abgefragt. Die Teilnehmenden lösten hierzu eine spezifische Aufgabe am Simulator. Bewertet wurden der Erfolg und die benötigte Zeit bis zum Auffinden des lateralen Meniskus. Die Persönlichkeits-Dimension wurde mit Hilfe des NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI) ermittelt. Zur Bestimmung der Orientierung in der Geschlechterrolle wurde der Bem Sex Role Inventory (BSRI) verwendet. Subjektive Faktoren wie die Selbsteinschätzung der Geschicklichkeit, Beurteilung der Schwierigkeit der Aufgabe und die Angst vor geschlechtsspezifischer Diskriminierung wurden mittels eines eigens konzipierten Fragebogens erhoben.

Ergebnisse: Die Aufgabe am Simulator wurde von sämtlichen Teilnehmenden korrekt gelöst. Männer benötigten dabei signifikant weniger Zeit als Frauen (12 Sekunden versus 21 Sekunden; p=.028). Als signifikante Prädiktoren für die benötigte Zeit zum Lösen der Aufgabe konnten die Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit (exp (B)= ,724; p=.023) die subjektive Einschätzung der Geschicklichkeit (exp(B)=6.052, p=.021) die empfundene Schwierigkeit der Aufgabe (exp(B)=7,277, p<.001) und die Sorge vor Diskriminierung (exp(B)=-5.308; p=.010) ermittelt werden. Letztere führte zu einer schnelleren Lösung der Aufgabe wohingegen die übrigen Faktoren zu einer Abnahme der Geschwindigkeit führten. Die Orientierung in der Geschlechterrolle erwies sich als nicht signifikant.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt einen Einfluss der Persönlichkeit und Selbsteinschätzung auf den Lernerfolg. Eine Anpassung der Lehrmethode unter Berücksichtigung individueller Bedarfe erscheint sinnvoll, wenn auch schwer praktikabel.