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„Lernst Du schon, oder liest Du noch? – Lernwerkstatt“. Projektentwicklung und erste Ergebnisse eines longitudinalen Workshops zur Förderung von selbstreguliertem Lernen für Humanmedizin-Studierende
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Lernen ist eine zentrale, lebenslang entwickelbare Kern-Kompetenz. Der Eintritt in das Studium ruft Studierende zur Transformation ihres bisherigen Lernverhaltens auf und stellt Institutionen vor besondere Herausforderungen zur Gestaltung der Studieneingangsphase. Zu ihr gehört der Erwerb bzw. die Vermittlung von Strategien selbstständigen Lernens und Studientechniken [1].
Ziel war, eine an den Bedürfnissen von Studierenden ausgerichtete Lehrveranstaltung zum Lernen lernen zu implementieren.
Methoden: Deskription der Entwicklung.
Evaluation der Studierenden-Perspektive am Ende mittels Fragebogen im Zeitraum SS 2011 – SS 2014 (stabile Durchführungsbedingungen). Mixed-methods Analyse der Subgruppe Humanmedizin-Studierende.
Ergebnisse: Es wurde eine Lernwerkstatt mit dem Titel „Lernst Du schon, oder liest Du noch?“ an der Universität Witten/Herdecke (UWH) gemeinsam mit Humanmedizin-Studierenden unter Einbezug ihrer Bedürfnisse konzeptioniert, kontinuierlich durchgeführt und anhand von Evaluationen sukzessive von SS 2009 – WS 2010 weiter entwickelt.
Aus einzelnen Seminaren für Humanmedizin-Studierende konnte ein longitudinaler, sechswöchiger Workshop unter stabilen Durchführungsbedingungen als Wahlpflichtangebot im fakultätsübergreifenden Studium fundamentale der UWH seit SS 2011 etabliert werden. Es beinhaltet physiologische (u.a. Schlaf, Pausengestaltung) und psychologische (u.a. Motivation) Themengebiete sowie Lerntechniken (u.a. Strukturgebung, Lerncoach).
N=138 Studierende verschiedener Fakultäten, Studiengänge und Semester nahmen zwischen 2011 und 2014 teil, davon N=119 an mind. 50% der Lernwerkstatt-Einheiten.
Aus der Subgruppe Humanmedizin (N=88, 79% in Semester 1-4) bewerteten N=39 die Lernwerkstatt auf einer Schulnotenskala (1 – sehr gut, 6 – ungenügend) mit Mw=1,5 (SD 0,5).
Die qualitative Inhaltsanalyse der Freitextantworten zu der Frage “Warum sind Sie (nicht) zufrieden?” (N=23; 69% weiblich) ergab Codes in den Kategorien Metakognition (z.B. Bewußtsein über das eigene Lernen), Kognition (z.B. Wissen zum Lernen und Lernmethoden), Motivation, Emotion (z.B. Freude) und Volition (z.B. Handhabung). Wenige Teilnehmer äußerten partielle Unzufriedenheit insb. im letztgenannten Bereich.
Diskussion/Schlussfolgerung: Humanmedizin-Studierende scheinen die Lernwerkstatt insgesamt als für ihr Lernen förderlich zu beurteilen. Gründe der eigenen (Un-)Zufriedenheit wurden in Kategorien des selbstgesteuerten Lernen beschrieben (vgl. z.B. Boekaerts 1999). Limitationen der Aussagekraft bestehen u.a. in der Erhebung direkt am Ende des Programms ohne weitere Folgeerhebung und der rein teilnehmerbezogenen Perspektive.
Das Lernwerkstatt-Trainingsprogramm könnte ein nützliches und transferierbares Konzept für die Anpassung bzw. Selbstregulation des Lernens insb. in der Studieneingangsphase darstellen. Weitere Untersuchungen i.H.a. erlebte Veränderungen des Lernens, Wirkungen auf die Selbstregulation und Abschneiden in Prüfungen scheinen erforderlich [2], [3].
Literatur
- 1.
- Huber L. Anfangen zu Studieren. Einige Erinnerungen zur "Studieneingangsphase. Hochschulwes. 2010;58:4-5.
- 2.
- Boekaerts M. Self-regulated learning: Where we are today. Int J Educ Res. 1999;31:445-475.
- 3.
- Thye M, Edelhäuser F, Scheffer C, Weger U, Tauschel D. Meditation und Pausentag als Instrumente zum selbstgesteuerten Lernen. Psychologiedid Eval X. 2014;141-152. Zugänglich unter/available from: http://www.psychopen.eu/fileadmin/user_upload/books/978-3-8440-3187-4/Kraemer_Tagungsband_2014_Thye.pdf