Article
Entwicklung einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Reduktion von Polypharmazie: Das PRIMA-eDS Tool
Search Medline for
Authors
Published: | March 3, 2015 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Polypharmazie betrifft vor allem ältere, multimorbide Patienten und stellt wegen Interaktionen und unerwünschten Arzneimittelwirkungen ein zunehmendes Problem dar. Bisherige Strategien zur Reduktion von Polypharmazie sind oft zeitaufwändig und in der täglichen Routine schwierig anzuwenden. Daten zu Auswirkungen auf klinisch relevante Endpunkte sind kaum vorhanden. Unser Ziel ist die Entwicklung einer evidenzbasierten umfassenden, einfach anwendbaren, elektronischen Entscheidungshilfe (PRIMA-eDS Tool) zur Vermeidung nicht evidenzbasierter Polypharmazie.
Methodik: Das PRIMA-eDS Tool wird im Rahmen des EU Projektes PRIMA-eDS (Grant agreement no: 305388) entwickelt. Über ein elektronisches Case Report Form (eCRF), das für eine mögliche spätere elektronische Kommunikation mit elektronischen Patientenakten konzipiert ist, werden Medikation, Diagnosen, relevante Laborwerte, präsente Symptome und weitere relevante Patientendaten pseudonymisiert erfasst. Die Medikationsdaten werden online durch das PRIMA-eDS-Tool auf Indikation, Evidenzbasis und Sicherheit überprüft. Komponenten des PRIMA-eDS Tools sind: 1. Überprüfung von Indikation, Kontraindikationen und Dosierung der Medikamente. 2. Interaktions-Check mit Hilfe der SFINX Datenbank für Arzneimittelinteraktionen. 3. Check auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen mit Hilfe der Datenbank PHARAO. 4. Überprüfung der Evidenzbasis von Medikamenten basierend auf systematischen Übersichtsarbeiten über die 25 am häufigsten verschriebenen und am häufigsten unerwünschte Arzneimittelwirkungen verursachenden Medikamente bei älteren Patienten. 5. Überprüfung der Medikation im Hinblick auf Empfehlungen basierend auf Listen von Potentiell Inadäquaten Medikamenten und Leitlinien. Als Ergebnis der Überprüfung erhält der behandelnde Arzt Empfehlungen, welche Medikamente ggf. abgesetzt oder angepasst werden sollten.
Ergebnis: Ein Prototyp des PRIMA-eDS Tools liegt vor und kann online demonstriert werden.
Schlussfolgerung: Das PRIMA-eDS-Tool kann durch Vermeidung nicht evidenzbasierter Polypharmazie zur Patientensicherheit beitragen und unnötige Arzneimittelkosten im Gesundheitssystem vermeiden. Die Effektivität des Tools im Hinblick auf klinisch relevante Endpunkte wird derzeit in einer randomisiert kontrollierten Studie evaluiert.