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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Ein 4-Item-Fragebogen zum familiären und hereditären Risiko für Darmkrebs (Netzwerk gegen Darmkrebs): Validierung im hausärztlichen Setting bei 40- bis 54-jährigen Personen

Meeting Abstract

  • Insa Koné - Johann Wolfgang Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Johannes Hartig - Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Abteilung für Bildungsqualität und Evaluation, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Jasper Plath - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), Heidelberg, Deutschland
  • Andrea Siebenhofer - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP022

doi: 10.3205/15dkvf191, urn:nbn:de:0183-15dkvf1913

Published: September 22, 2015

© 2015 Koné et al.
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Text

Hintergrund: Bei etwa 30% aller Kolorektalen Karzinome (KRK) ist eine familiäre Häufung bekannt. Das Erkrankungsrisiko für Angehörige von KRK-Patienten steigt etwa um den Faktor zwei bis vier und vermutlich profitiert diese Risikogruppe von einer Darmkrebsvorsorge vor dem Anspruchsalter. Zur Identifikation eines familiären oder hereditären Darmkrebsrisikos wurde vom „Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.“ ein 4-Item-Fragebogen entwickelt.

Fragestellung: Kann mit dem 4-Item-Fragebogen ein familiäres oder hereditäres Darmkrebsrisiko bei 40- bis 54-jährigen Personen im hausärztlichen Setting valide erkannt werden?

Methode: Mittels Praxissoftware wurden in vier hausärztlichen Praxen mit langjähriger Niederlassung zufällig 100 Indexpatienten im Alter von 40 bis 54 Jahren ausgewählt, bei denen alle Angehörige ersten Grades dem teilnehmenden Hausarzt bekannt waren. Für jeden Indexpatienten wurde ein Stammbaum erstellt, der einen Abgleich mit den vier Items des zu überprüfenden Fragebogens ermöglichte. Die Indexpatienten wurden anschließend durch die medizinischen Fachangestellten anhand des 4-Item-Fragebogens befragt. Als Maß für die Übereinstimmung zwischen den Antworten der Patienten und den Angaben der Hausärzte wurde Cohens Kappa-Koeffizient bestimmt.

Ergebnisse: Es fand sich eine gute Übereinstimmung der Antworten gemäß Kappa-Koeffizient von 0,82 (KI:0,58-1,10) zu Frage eins, die sich auf das Vorkommen von KRK bei Angehörigen ersten Grades bezieht. Die zweite Frage nach KRK bei Angehörigen vor dem Alter von 50 Jahren wurde von den Hausärzten für keinen Patienten positiv beantwortet, von einem Patienten hingegen bejaht. Die Interpretation der Übereinstimmung anhand des Kappa-Koeffizienten erscheint nicht sinnvoll. Die dritte Frage nach kolorektalen Polypen vor dem Alter von 50 Jahren konnte von den Hausärzten aufgrund fehlender Befunde in der Regel nicht beantwortet werden. Ebenso konnte die vierte Frage durch die Hausärzte nicht beantwortet werden, da eine Erhebung der Tumorerkrankungen für Angehörige zweiten Grades auf Grundlage der Praxisdokumentation nicht möglich war. Insgesamt 18,8% der Patienten (15/80) antworteten positiv auf eine oder mehrere Fragen, die auf ein erbliches Darmkrebsrisiko hinweisen können. Den teilnehmenden Hausärzten war bei keinem der Patienten ein hereditäres Darmkrebsrisiko bekannt.

Diskussion: Die Frage nach einem Angehörigen ersten Grades mit KRK (Frage 1) eignet sich gut zur Identifikation von 40- bis 54-jährigen Hausarztpatienten mit familiärem Darmkrebsrisiko. Die Fragen zwei bis vier des Fragebogens des „Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.“ konnten mit der von uns gewählten Methodik nicht validiert werden.

Praktische Implikation: Gegebenenfalls könnte der Fragebogen zur besseren Praktikabilität auf eine Frage reduziert werden. Eine Abschätzung des familiären Darmkrebsrisikos wäre damit bereits möglich und innerhalb dieser Gruppe könnte eine weiterführende Anamnese hinsichtlich eines hereditären Darmkrebsrisikos erfolgen.