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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Trainierbarkeit der cervicocephalen Kinästhesie bei Patienten mit chronischen Nackenbeschwerden mithilfe eines Virtual Reality Verfahrens – Pilotstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marina Nusser - Inst. für Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Lena Tepohl - Inst. für Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Angelina Schemm - Inst. für Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Gert Krischak - Inst. für Rehabilitationsmed. Forschung an der Univ. Ulm, Klin. für Orthopäd. & Unfallchir., Federseeklin., B. Buchau, Bad Buchau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO17-1171

doi: 10.3205/15dkou647, urn:nbn:de:0183-15dkou6474

Published: October 5, 2015

© 2015 Nusser et al.
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Text

Fragestellung: Zeigen Patienten mit chronischen Nackenbeschwerden, die während einer dreiwöchigen stationären Rehabilitation ein zusätzliches Virtual Reality (VR)-gestütztes Training erhalten, am Ende ihres Klinikaufenthalts eine bessere cervicocephale Kinästhesie (CK) als Patienten, die in dieser Zeit stattdessen

a) eine „Standardrehabilitation“ mit zusätzlichem sensomotorischen Gruppentraining erhalten?
b) ausschließlich eine „Standardrehabilitation“ erhalten?

Methodik: Seit Februar 2014 wird die prospektive randomisierte kontrollierte Pilotstudie mit drei Versuchsgruppen durchgeführt. Eingeschlossen werden Patienten, die aufgrund chronischer Nackenbeschwerden eine dreiwöchige stationäre Rehabilitation durchlaufen. Geplant ist eine Gesamtfallzahl von N=60 Patienten (drei Gruppen à 20 Patienten). Patienten der Kontrollgruppe (KG) erhalten die „Standardrehabilitation“ der Rehabilitationsklinik. Patienten der Interventionsgruppe I (IG I) erhalten dieselbe „Standardrehabilitation“ plus vier mal 30 min „allgemeine Sensomotorik“ als Gruppentherapie. Patienten der Interventionsgruppe II (IG II) erhalten die „Standardrehabilitation“ plus insgesamt sechs mal 20 min Training der CK mithilfe des VR-Verfahrens (computergestütztes Training über ein head mounted display) als Einzeltherapie.

Bei allen Patienten wird zu Beginn und zum Ende der stationären Rehabilitation die CK, die in Positionssinn und Bewegungskontrolle des Nackens aufgegliedert ist, mithilfe des VR-Verfahrens gemessen und anhand von vier Zielgrößen bestimmt: 1. Head repositioning error (HRE) und 2. Head to target error (HTE) zur Bestimmung des Positionssinns, 3. Movement error predictable (MEP) und 4. Movement error unpredictable (MEU) zur Bestimmung der Bewegungskontrolle.

Um die Gruppen miteinander vergleichen zu können, werden die Lagemaße als Median (Med) und die Streuungsmaße als Spannweite (Minimum bis Maximum) der Zielgrößen (Differenz zwischen Zweit- und Erstmessung) deskriptiv dargestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bislang (Stand 15.01.2014) wurden insgesamt 18 Patienten (5 Männer, 13 Frauen) in die drei Studiengruppen (4 KG, 8 IG I, 6 IG II) aufgenommen. Für alle Teilnehmer liegen die Messdaten beider Zeitpunkte vollständig vor. Bezüglich des Positionssinns verbesserte sich IG II beim HTE mit einem Med von 0,9 (-0,3 bis 3,7) und zeigte vor allem im Vergleich zur KG, die sich mit einem Med von -2,7 (-4,4 bis 3,7) verschlechterte, einen klaren Unterschied. Noch deutlicher unterscheiden sich die Gruppen bei Betrachtung des Bewegungssinns: IG II (MEP: Med 0,8 (0,3 bis 3,7); MEU: Med 1,2 (-0,1 bis 3,0)) verbesserte sich deutlicher als IG I (MEP: Med 0,4 (-0,9 bis 2,2); MEU: Med 0,1(-0,9 bis 2,3)) und KG (MEP: Med 0,1 (-0,7 bis 0,6); MEU: Med 0,1 (-0,4 bis 0,7)).

Diese ersten Ergebnisse der Pilotstudie deuten darauf hin, dass sich die CK bei Patienten mit chronischen Nackenbeschwerden mithilfe des VR-Verfahrens trainieren lässt und einer Standardrehabilitation und einem allgemeinen Sensomotoriktraining überlegen ist.