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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Die Rolle postantiseptischer Flora in der Genese tiefer postoperativer Wundinfektionen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Napp - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Denis Gümbel - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Jörn Lange - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Georg Daeschlein - Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald, Germany
  • Peter Hinz - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO13-1281

doi: 10.3205/15dkou584, urn:nbn:de:0183-15dkou5849

Published: October 5, 2015

© 2015 Napp et al.
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Text

Fragestellung: Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) gehören zu den schwersten Komplikationen der Orthopädie und Unfallchirurgie. A priori muss davon ausgegangen werden, dass Bakterien in den OP-Situs gelangen, die Wege der Kontamination sind bisher jedoch noch nicht vollständig verstanden. Wir entwickelten die Hypothese, dass nach OP-Feldvorbereitung überlebende Hautflora eine der Ursachen ist.

Methodik: Es wurde ein prospektiver klinischer Versuch mit zwei Phasen an einem überregionalen Traumazentrum durchgeführt. Phase 1 (2008) umfasste 74, Phase 2 (2012) 63 Patienten. Die Eingriffe zählten alle zu Kategorie I (sauber). Unmittelbar vor und nach abgeschlossener Hautdesinfektion wurden Hautabstriche genommen, zusätzlich wurden Abstriche aus dem Wundgrund, der Wundrand/Unterhaut und der Naht gewonnen und sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Wundgrund zeigten 18.0%, im Wundrand 24.5% und an der Naht 27.3% der Abstriche mikrobielles Wachstum. Unmittelbar nach der Hautdesinfektion war nur in 65.5% (n=91) keine Hautflora mehr nachweisbar. Das postantiseptische mikrobielle Spektrum (34.5% n = 48) wurde dominiert von Koagulase negativen Staphylokokken (60.4% der Patienten, 20.9% der Wundabstriche). Zwischen Phase I und Phase II wurden keine relevanten Unterschiede festgestellt.

Trotz standardisierter, Ethanol basierter Antisepsis mit hervorragender Wirksamkeit in-vitro resultiert im klinischen Setting eine unerwartet reiche postantiseptische Flora, die auch in den OP-Situs verschleppt werden kann. Dies kann Ursache für tiefe Infektionen sein. Weitere Untersuchungen sind notwendig um die klonalen Zusammenhänge aufzuzeigen und die Quelle der Organismen genau zu lokalisieren. Vorstellbar sind den Desinfektionsmitteln nicht zugängliche Keimreservoire in Haarfollikeln und Talgdrüsen. Da trotz des großen zeitlichen Abstands übereinstimmende Daten in beiden Phasen gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass die Probleme persistieren und ohne neue Verfahrensweise keine Lösung gefunden werden kann.