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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Die reduzierte gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Polytraumapatienten – ein Langzeit follow-up nach mehr als 5 Jahren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jörn Zwingmann - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Paul Hagelschuer - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Peter Strohm - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Hagen Schmal - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Thorsten Hammer - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Norbert P. Südkamp - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI28-356

doi: 10.3205/15dkou158, urn:nbn:de:0183-15dkou1584

Published: October 5, 2015

© 2015 Zwingmann et al.
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Text

Fragestellung: Wenig ist über die Lebensqualität nach einem erlittenen Polytrauma im Langzeitverlauf bekannt. Diese Patienten leiden oftmals an persistierenden Einschränkungen die körperlichen Funktionen betreffend, aber auch soziale, emotionale und psychische Folgeerscheinungen stellen relevante Herausforderungen und Einschränkungen dar.

Methodik: Von 383 polytraumatisierten Patienten im Zeitraum 1/2004 bis 6/2006 waren zum Nachuntersuchungszeitpunkt 81 Patienten (21%) verstorben (4 Suizide). Es konnten bei 147 Patienten (49%) mit einem Altersdurchschnitt von 40±19 Jahren und bei 75% Männern eine Nachtuntersuchung nach durchschnittlich 6±0,8 Jahren durchgeführt werden. Der durchschnittliche ISS war 28±11 bei einer Krankenhausaufenthaltsdauer von 22±14 Tagen. Verwendete etablierte und validierte Scores waren: Glasgow Outcome Scale (GOS), EuroQuol, SF-36, Trauma Outcome Profile (TOP) und Beck Depressions Inventar (BDI) II.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der GOS war zum Nachuntersuchungszeitpunkt 3 bei 6%, 4 bei 23% und 5 bei 71%.

Als krankheitsunspezifisches Messinstrument zur Erhebung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurde der SF-36 Score genutzt. Dieser zeigte im Durchschnitt eine verminderte körperliche Summenskala von 46,2 (altersnormierte Population 50) und psychische Summenskale von 46,1 (altersnormierte Population 50). In den Untergruppen körperliche Funktionsfähigkeit und körperliche und emotionales Rollengefühl zeigten sich deutlich reduzierte Werte.

Die generische, gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde durch den EuroQuol analysiert. Hier zeigt sich in 63% der Fälle Schmerz als relevanter Parameter.

Im TOP, einem standardisierten und auf die besondere Situation verunfallter Patienten ausgerichteten Messinstrument zur Erfassung der Lebensqualität, konnte eine im Durchschnitt deutlich reduzierte mentale Funktion der Patienten analysiert werden.

76% gaben keine Veränderungen des Arbeitsplatzes an, 16% waren arbeitslos, bei 3% war ein Arbeitsplatzwechsel und bei 2% war eine Umschulung notwendig (3% unbekannt). 65% hatten nach eigener Aussage keinen finanziellen Nachteil durch den Unfall und 29% haben einen solchen angegeben (bei 6% unbekannt).

Nach dem BDI II bestand in 52% der Fälle keine Depression, in 16% eine mittlere, in 14% eine leichte, in 10% eine schwere und in 8% sogar eine sehr schwere Depression.

In einer univariaten Analyse zeigte sich, dass die Schwere des erlittenen SHT mit der psychischen Summenskale (SF-36) (p=0,032), der Subskala der mentalen Funktion im TOP (p=0,02) und mit den Ergebnissen im BDI II (p=0,034) signifikant korreliert.

Die Ergebnisse dieses typischen Polytraumakollektives zeigen, dass die Patienten auch langfristig sowohl physische Einschränkungen und Schmerzen haben, aber andererseits auch relevante mentale, soziale, emotionale und psychische Folgeerscheinungen aufweisen. Wünschenswert wäre auch diese Faktoren im Rahmen der Rehabilitation frühzeitig zu adressieren, um hier auch langfristig die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten zu verbessern