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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Schockraumindikation: Vergleichende Evaluation bei PKW-/LKW-Unfall anhand der S3-Leitlinie Polytrauma-/Schwerverletztenversorgung bezüglich A- und B-Kriterien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jörg C. Stephan - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Germany
  • Tobias Grossner - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Alexander Schelhaaß - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Heidelberg, Germany
  • Gerhard Schmidmaier - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Heidelberg, Germany
  • Erik Popp - Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Ltd. Sektion Notfallmedizin, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI28-853

doi: 10.3205/15dkou151, urn:nbn:de:0183-15dkou1518

Published: October 5, 2015

© 2015 Stephan et al.
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Fragestellung: Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie bietet mit der „S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenbehandlung“ eine Entscheidungshilfe für die initiale klinische Versorgung von Traumapatienten. Um die Notwendigkeit einer Schockraumversorgung abschätzen zu können, wurden verschiedene Kriterien definiert. A-Kriterien analysieren patientenbezogen Vitalparameter sowie vermutete oder erkannte Traumafolgen. B-Kriterien beziehen sich allein auf den Unfallhergang. Bei einem PKW-/LKW-Unfall sind diesbezüglich Fahrzeugintrusion, Geschwindigkeitsdelta sowie Tod oder Ejektion eines Insassen relevant.

Die S3-Leitlienie berücksichtigt Publikationen der Jahre 1995 bis 2010, welche unter anderem Studienergebnisse aus den 1970er Jahren enthalten. Durch vielfältige technische Fortschritte und Meilensteine in der Entwicklung der automobilen Sicherheit scheinen Verletzungen und Verletzungsschwere abzunehmen.

Die durchgeführte Pilotstudie soll überprüften, ob die B-Kriterien bei PKW-/LKW-Unfällen im Jahr 2014/15 weiterhin valide Kriterien für die Empfehlung einer Schockraumversorgung darstellen. Ziel ist das Aufzeigen eines Zusammenhanges zwischen der Schockraumindikation anhand der S3-Leitlinie und der festgestellten Verletzungsschwere anhand des Injury Severity Score (ISS). Dies könnte dazu beitragen die personalintensive Ressource Schockraumversorgung möglichst effizient einzusetzen.

Methodik: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer prospektiven, explorativen, deskriptiven, monozentrischen Pilotstudie an einem deutschen Universitätsklinikum. Eingeschlossen wurden alle anhand der oben genannten Kriterien aufgenommenen Patienten. Ausgewertet wurden die während des Krankenhausaufenthaltes festgestellten Verletzungen mittels ISS.

Als Studienzeitraum wurde 2014 festgelegt, um einen umfassenden Querschnitt durch das Patientenklientel sowie auslösende bzw. beeinflussende Faktoren zu ermöglichen.

Relevante Parameter, wie der ISS, die Intensivstations- und Krankenhausverweildauer wurden deskriptiv und vergleichend analysiert.

Die statistische Auswertung erfolgte u.a. mittels t-Test. Im Rahmen einer vorläufigen Ergebnisdarstellung kommt hier der ISS zur Präsentation.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Untersuchungszeitraum wurden 808 Patienten im chirurgischen Schockraum des Universitätsklinikums versorgt. 195 Patienten wurden ausschließlich aufgrund von B-Kriterien aufgenommen (Gruppe 1). 26 Patienten wiesen zusätzlich ein oder mehrere A-Kriterien auf (Gruppe 2). Der t-Test konnte einen hochsignifikanten Unterschied zwischen Gruppe 1 und 2 (p=0,001) nachweisen.

Die bisherige Datenanalyse lässt vermuten, dass das alleinige Vorliegen eines B-Kriteriums bei PKW-/LKW-Unfall eine Schockraumversorgung nicht rechtfertigt, da sich insbesondere der Parameter ISS stark gegenüber dem bei zusätzlichen A-Kriterien unterscheiden.

Eine Subgruppenanalyse soll aufzeigen, ob innerhalb der B-Kriterien bestimmte Parameter zukünftig keine SR-Indikation mehr implizieren sollten. Die endgültige Datenanalyse ist für III/2015 geplant.