Article
Hilft uns die navigationsgestütze Verifikation bei der Beinachsenrekonstruktion in der Knieendoprothetik?
Search Medline for
Authors
Published: | October 5, 2015 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: In der Knieendoprothetik wird der Beinachsenrekonstruktion eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Es konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von Navigationssystemen im Vergleich zur konventionellen Technik eine Verbesserung der Beinachsenrekonstruktion erzielt werden kann. Neben der vollständigen Navigationstechnik wurden zuletzt auch Navigationssysteme eingeführt, die eine Verifikation der konventionellen Operationstechnik ermöglichen. Inwiefern die intraoperativ erhobenen Messwerte einen Einfluss auf die Operation haben, ist bisher nicht untersucht. Ziel dieser Arbeit war es deshalb, den Einfluss der intraoperativ computergestützt gewonnenen Daten auf die Operationstechnik und die radiologisch resultierende Beinachsenrekonstruktion zu untersuchen.
Methodik: In einer prospektiven Datenerhebung wurden 147 navigationsgestützte Knie-TEP Implantationen eingeschlossen. Die „Pinless Verification“ des Navigationssystems „DASH“ von BrainLAB wurde angewandt: Nach konventioneller Ausrichtung der Schnittblöcke wird separat für Femur und Tibia die Resektionsebene navigationsgestützt bestimmt. Hierzu sind keine Referenzsterne erforderlich. Sofern aufgrund dieser Messung Veränderungen erfolgten, wurden die Richtung und das Ausmaß der Korrektur protokolliert. Abschließend erfolgte die Verifikation der finalen Schnittebene. Postoperativ wurden anhand einer Röntgen-Ganzbein-Standaufnahme verschiedene Achsparameter bestimmt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 65.3% der Operationen beeinflussten die intraoperativen Messungen des Navigationssystemes das operative Vorgehen. In 20.4% wurde isoliert die femorale, in 25.9% die tibiale Resektion verändert. In 19% wurden in der gleichen Operation sowohl die femorale als auch die tibiale Resektion verändert und bei nur 34.7% wurde die initiale Ausrichtung beibehalten. Die Neuausrichtung des Schnittblockes erfolgte zu gleichen Teilen in Richtung varus bzw. valgus (Femur 43% bzw. 57%, Tibia 53% bzw. 47%). Der zeitliche Mehraufwand war sehr gering, die Gesamtzeit für die Knochenresektionen an distalem Femur und proximaler Tibia sowie alle Messungen betrug durchschnittlich 11.5 min. Gemäß Navigationssystem lag die finale femorale und tibiale Achse zu 98% innerhalb von +/-3°. Es bestand eine mittlere Abweichung von 1.4° bzw. 1.6° zwischen der finalen Navigationsmessung und dem mMLDFA bzw. mMPTA in der postoperativen Röntgenaufnahme.
Bei der Mehrzahl der Operationen hatten die intraoperativen Messungen des Navigationssystemes Einfluss auf das operative Vorgehen. Die tibiale und femorale Resektion waren hiervon in gleichem Maße betroffen. Postoperativ zeigte sich eine den etablierten Navigationssystemen vergleichbare Genauigkeit bezüglich der Beinachsenrekonstruktion bei nur geringem zeitlichen Mehraufwand. Die intraoperative Navigation mittels „Pinless Verification“ ist für den Operateur ein hilfreiches Tool, um bei konventioneller Ausrichtung die Resektionsebene zu verifizieren und damit eine optimale Beinachsrekonstruktion zu ermöglichen.