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Postinfektiöse Arteriitis temporalis ohne serologische Entzündungszeichen und ohne Halo Zeichen in der Power-Doppler Sonografie, aber mit positiver Biopsie – eine Rarität?
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Published: | September 1, 2015 |
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Einleitung: Eine 54j-ährige Patientin wird vom niedergelassenen Angiologen notfallmäßig vorgestellt, nachdem sie sich dort mit einer über Nacht akut aufgetretenen deutlichen und stark druckdolenten Schwellung der Temporalarterien vorgestellt hatte. Es bestand außerdem ein deutlicher bitemporaler Kopfschmerz und ein Leistungsknick. Der Symptomatik vorausgegangen war ein starker grippaler Infekt mit Husten, Rhinitis und Fieber bis 40 Grad Celsius über die letzten 3 Tage.
Methoden: Bei der Untersuchung fand sich eine beidseits stark verdickte Arteria temporails, die in ihrem gesamten Verlauf druckschmerzhaft war. Der übrige körperliche Untersuchungsbefund war unauffällig. Die ophthalmologische Konsiliaruntersuchung erbrachte ebenfalls keinen weiteren pathologischen Befund. Die Dopplersonografie war unauffällig (kein Halo Zeichen), BSG und CRP lagen im Normbereich. Ein Influenza-Schnelltest war negativ. Es wurde eine Biopsie der Arteria temporalis durchgeführt, im Anschluss erhielt die Patientin 50 mg Prednisolon p.o. Die Biopsie ergab eine Arteriitis temporalis mit leichter Vernarbungstendenz. Bei der Verlaufskontrolle nach einer Woche war klinisch keine Schwellung der Temporalarterien mehr nachweisbar, es bestand subjektives Wohlbefinden.
Ergebnisse: Negative Entzündungsparameter bei histologisch nachweisbarer Arteriitis temporalis sind in der Literatur seit den 1970er Jahren immer wieder beschrieben worden, die Häufigkeit solcher Fälle wird in größeren Kohorten mit 5–7% angegeben. Die Dopplersonografie ist seit 1997 als Standardverfahren etabliert, das Halo Zeichen gilt als pathognomonisch für die Vaskulitis und dient als Lokalisationshilfe für die Biopsie, die nach wie vor der Gold Standard für die Diagnose ist. Negative Sonografiebefunde bei anschließend doch positiver Biopsie sind in kommen vor, die Sensitivität des Halo Zeichens wird, bei einer Spezifität von 100% in einer neueren Arbeit von 2010 mit 10–17% angegeben. Es ist anzunehmen, dass der akute Infekt die Arteriitis getriggert hat. Die Arteriitis cranialis tritt gehäuft in Erkältungszeiten auf, auch Fälle nach Influenza Vakzinierungen wurden beschrieben. Ebenso wurden diverse Erreger mittels PCR in den betroffenen Gefäßen nachgewiesen. Vermutlich war die Arteriitis temporalis bei der Patientin so frisch, dass die systemischen Entzündungszeichen und das Wandödem, das für das Halo Zeichen verantwortlich ist, noch fehlten und sich erst im weiteren Verlauf ausgebildet hätten.
Schlussfolgerung: Eine unauffällige Power-Doppler-Sonografie und negative Entzündungsserologie schließen eine Arteriits cranialis nicht aus, bei passender Klinik sollte in jedem Falle biopsiert und behandelt werden.