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87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

08.11.2014, Frankfurt am Main

Multifokallinsen

Meeting Abstract

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  • W.W. Hütz - Kreiskrankenhaus Bad Hersfeld, Augenklinik

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Frankfurt am Main, 08.-08.11.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14rma13

doi: 10.3205/14rma13, urn:nbn:de:0183-14rma132

Published: November 5, 2014

© 2014 Hütz.
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Bei den Multifokallinsen muss man vom physikalischen Prinzip refraktive Linsen, diffraktive Linsen und Hybridlinsen mit refraktiv-diffraktiver Optik unterscheiden. Die refraktiven Optiken, bei denen Zonen mit unterschiedlicher Brechkraft auf der Linsenvorderfläche untergebracht sind, zeigen bei Untersuchungen auf der optischen Bank einen relativ scharf definierten Fokus für Ferne und Nähe. Ein Nachteil dieses Konstruktionsprinzips ist allerdings, dass bei relativ enger Pupille periphere Zonen komplett ausgeblendet werden.

Das macht sich bei diffraktiven Linsen nicht so bemerkbar, da hier weniger einzelne Strahlen als viel mehr ein Konus von Strahlen auf die Brennpunkte fokussiert wird, von dem bei relativ enger Pupille bestenfalls ein Teil ausgeblendet werden kann. Die Brennpunkte für Ferne und Nähe erscheinen bei den diffraktiven Optiken etwas weniger scharf pointiert als bei den refraktiven Optiken, ohne dass daraus ein Nachteil abzuleiten wäre.

Der Fernvisus ist bei allen Multifokallinsen immer schlechter als bei monofokalen Linsen – die Verteilung des Lichts auf einen Nah- und Fernpunkt hat eben ihren Preis. Bei allen Multifokallinsen, die wie oben angedeutet eigentlich bifokale Linsen sind, muss ein Teil des Lichts für die Nähe und ein Teil des Lichts für die Ferne zur Verfügung gestellt werden. Das Sehen in der Nähe ist mit den meisten Multifokallinsen gut, allerdings muss man sich bzw. den Patienten fragen, welche Nähe man im Einzelfall meint. In den Anfängen betrug der Nahzusatz in der Regel +4 dpt. Damit war der Leseabstand relativ gering, etwa bei 30 cm. Dieser Leseabstand kommt im Alltag weniger häufig vor, aus diesem Grunde sind die Hersteller dazu übergangen, den Nahzusatz in den Multifokallinsen zu variieren, beispielsweise bietet die Firma AMO die Tecnis Multifokallinse mit einem Nahzusatz von +2,75 dpt, +3,25 dpt und +4,0 dpt an. Nun kommt es auf die augenärztliche Beratung an, den idealen Nahzusatz für den jeweiligen Patienten zu finden.

Während bei der Prüfung des Nahvisus eigentlich nur das Auflösungsvermögen in der Nähe geprüft wird, erhält man weitaus aufschlussreichere Informationen über die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Multifokallinsen bei der Untersuchung der Lesegeschwindigkeit. Hierzu bedarf es spezieller Lesetafeln, die für eine solche Untersuchung geeignet sind. Die Radner Tafeln, die es mittlerweile in vielen Sprachen gibt, sind solche Lesetafeln mit denen eine Untersuchung der Lesegeschwindigkeit möglich ist.

Da alle Multifokallinsen eigentlich bifokale Linsen sind, erklären sich heraus die Probleme im Intermediärbereich. Die Entwicklung von trifokalen Linsen widmet sich diesem Problem. Mit solchen Linsen ist ein Lesen im Intermediärbereich möglich, allerdings wird nun das Licht auf 3 Zonen verteilt, so dass deutliche Einbußen im Fernbereich zu verzeichnen sind und auch damit gerechnet werden muss, dass photische Phänomene verstärkt auftreten. Diese Phänomene werden hervorgerufen durch den Anteil des Lichts der außerhalb des Fokus ist, das sind 1% bei den bifokalen Linsen und 5% und bei den trifokalen.

Eine unbedingte Voraussetzung für eine gute Verträglichkeit von Multifokallinsen ist, dass die Emmetropie optimal getroffen wird. Jeder topographisch und refraktometrisch gefundene Astigmatismus von mehr als 0,5 dpt sollte mit einer torischen MIOL korrigiert werden.