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Einfluss der präklinischen Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma – Eine Matched-Pairs-Analyse von 338 Patienten des TraumaRegisters DGU der AUC
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Published: | October 13, 2014 |
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Fragestellung: In der aktuellen Literatur herrscht derzeit Konsens, dass eine ausgedehnte präklinische Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten in Abwesenheit eines schweren Schädel-Hirn-Traumas mit einer Verschlechterung des Outcome einhergeht. Unklar bleibt, wie die präklinische Volumengabe beim schwerstverletzten Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma auszusehen hat (zerebraler Perfusionsdruck). Ziel dieser Untersuchung war, es den Einfluss der präklinischen Volumengabe auf den Verlauf von schwerstverletzten Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Rahmen einer Matched-Pairs-Analyse zu untersuchen.
Methodik: Daten von 122.672 Patienten des TraumaRegisters DGU wurden ausgewertet. Eingeschlossen wurden folgende Patienten: ISS≥16 Punkte, primäre Aufnahme, Alter ≥16 Jahre, AIS Kopf ≥3, Gabe von mindestens einem Erythrozytenkonzentrat (EK) und dokumentierte Angaben zu Volumen, Blutdruck und Gabe von EK's. Diese Patienten wurden aufgrund folgender Matched-Pairs Kriterien in zwei Gruppen eingeteilt (Gruppe 1: 0-1000 ml präklinisches Volumen; Gruppe 2: ≥1501 ml präklinisches Volumen): AIS-Kopf (3, 4, 5+6 und immer größer als die übrigen Körperregionen), Alter (16-54, 55-69, ≥70 Jahre), Geschlecht, präklinische Intubation (ja/nein), Rettungszeit +/- 30 min., Rettungsmittel (RTH, NAW), Blutdruck (20-60, 61-90, ≥91 mmHg), Unfalljahr (2002-2005, 2006-2009, 2010-2012), AIS Thorax, Abdomen und Extremitäten plus Becken. Es erfolgte eine Signifikanzanalyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 169 Patienten in jeder Gruppe erfüllten die Einschlusskriterien. Es zeigte sich, dass eine steigende Volumengabe mit einer Verminderung der Gerinnungsfähigkeit und einem Absinken des Hämoglobin (Hb) verbunden war (Quick: Gruppe 1: 68%, Gruppe 2: 63,7%; p<0.04; Hb: Gruppe 1: 11,2 mg/dl, Gruppe 2: 10,2 mg/dl; p≤0,001). Eine signifikante Verminderung der Letalität konnte mit steigendem Volumen nicht nachgewiesen werden (Gruppe 1: 45,6, Gruppe 2: 45,6; p=1). Auch führte eine vermehrte Volumengabe nicht zu einer signifikanten Verbesserung des Blutdrucks bei Eintreffen im Schockraum (Blutdruck: Gruppe 1: 117,5 mmHg, Gruppe 2: 112,9 mmHg; p=0.22).
Die hier präsentierten Daten zeigen, dass eine Volumengabe von mehr als 1500 ml in der Präklinik nicht zu einer Verbesserung bei schwerstverletzten Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma führt.