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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Kombinierter Kapsel-Labrum-Ersatz in der Hüftendoprothetik – Eine experimentelle Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Torsten Prietzel - Universität Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Leipzig, Germany
  • Alexander Metzner - Universität Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Gelenkphysikalisches Labor, Leipzig, Germany
  • Stefan Schleifenbaum - Universität Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Gelenkphysikalisches Labor, Leipzig, Germany
  • Niels Hammer - Universität Leipzig, Institut für Anatomie, Leipzig, Germany
  • Robert Möbius - Universität Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Gelenkphysikalisches Labor, Leipzig, Germany
  • Hannes Rauch - Universitätsklinikum Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Leipzig, Germany
  • Nicole Drummer - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Plastische- u. Handchirurgie / BVZ, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO19-1436

doi: 10.3205/14dkou704, urn:nbn:de:0183-14dkou7044

Published: October 13, 2014

© 2014 Prietzel et al.
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Fragestellung: Durch frühere experimentelle Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass sowohl die Gelenkkapsel als auch das Labrum in der Lage sind, die permanente stabilisierende Wirkung des atmosphärischen Druckes auf Hüftgelenkmodelle zu gewährleisten. Die Koexistenz beider Strukturen im natürlichen Hüftgelenk lässt vermuten, dass diese sich funktionell ergänzen. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, einen kombinierten Kapsel-Labrum-Ersatz als Ergänzung für etablierte Hüftgelenkmodelle herzustellen. Anschließend sollten damit ausgestattete Hüftgelenkmodelle bezüglich der Luxationsstabilität analysiert und mit einfachen Kapsel- sowie Labrummodellen vorangegangener Studien verglichen werden.

Methodik: Verwendet wurden 36-mm-Gelenkmodelle, die jeweils aus einer Polyethylen-Halbkugelpfanne und einem Keramik-Kugelkopf bestanden, der durch konische Klemmung mit dem Hals verbunden war. Der kombinierte Kapsel-Labrum-Ersatz wurde durch mehrschichtiges Auftragen von Latex auf einen speziell gefertigten Formkörper hergestellt und anschließend dicht an Pfanne und Hals des Gelenkmodells befestigt, wobei das Labrum von der Innenseite der Kapsel entsprang. Das hermetisch abgeschlossene Gelenkmodell wurde über eine zentrale Bohrung in der Pfanne entlüftet und mit 3 ml physiologischer Kochsalzlösung als Gelenkflüssigkeit befüllt. Anschließend wurde es im Versuchsstand fixiert und einer anwachsenden Zugkraft ausgesetzt, bis die Luxation eintrat. Dabei erfolgte eine kontinuierliche Messung der wirkenden Kraft, der resultierenden Dislokation und des intraartikulären Absolutdruckes.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zur Luxation des 36-mm-Gelenkmodells mit Kapsel-Labrum-Ersatz war eine mittlere Kraft von 139,3 ± 8,2 N (n=5) erforderlich. Im Vergleich dazu betrug die zur Luxation des 36-mm-Gelenkmodells mit einfachem Kapselersatz (Gummimembran) notwendige Luxationskraft 124,3 ± 4,2 N (n=5). Disloziert wurde um jeweils 21 mm. In einer früheren Studie mit einem isolierten Labrumersatz konnten die zur Luxation des 36-mm-Gelenkmodells notwendige mittlere Kraft mit 99,9 ± 1,3 N (n=82) ermittelt werden. Der während der Luxation gemessene minimale intraartikuläre Absolutdruck betrug beim 36-mm-Gelenkmodell mit Kapsel-Labrum-Ersatz 5,2 ± 0,6 kPa, mit dem einfachen Kapselersatz hingegen 6,3 ± 0,9 kPa.

Die experimentelle Untersuchung der Luxationsstabilität von 36-mm-Gelenkmodellen mit dem ersten Prototyp eines kombinierten Kapsel-Labrum-Ersatzes ergab im Vergleich zu früher genutzten Modellen mit einfachem Kapsel- oder Labrumersatz einen höheren Luxationswiderstand. Dies bestätigt sich auch durch den geringeren intraartikulären Absolutdruck, der mit dem Kapsel-Labrum Ersatz gemessen wurde. Somit könnte ein kombinierter Kapsel-Labrum-Komplex, gefertigt aus geeignetem biokompatiblem Material, zukünftig eine wertvolle optionale Ergänzung existierender Hüftendoprothesensysteme sein, um in Revisionssituationen mit wesentlicher Instabilität Luxationen in der postoperativen Frühphase zu vermeiden.