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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Geringe diagnostische Wertigkeit des CRP bei low-grade Infektionen von Hüftendoprothesen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Oliver Dobrindt - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Lisa Schmelzer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Michael Müller - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Carsten-Frank Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI30-1566

doi: 10.3205/14dkou173, urn:nbn:de:0183-14dkou1732

Published: October 13, 2014

© 2014 Dobrindt et al.
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Text

Fragestellung: Der Ausschluss einer periprothetischen Infektion sollte vor jedem Revisionseingriff in der Hüftendoprothetik erfolgen. Dies erfolgt üblicherweise durch die klinischen Untersuchung, Bestimmung der Entzündungsparameter und Gelenkpunktion. Das C-reaktive Protein (CRP) hat dabei einen hohen Stellenwert und es werden Sensitivitäten bis über 90% und Spezifitäten bis über 80% angegeben. Diese Studie überprüft die diagnostische Wertigkeit der präoperativen CRP-Werte anhand von intraoperativ entnommenen mikrobiologischen und histologischen Gewebeproben. Dabei wird gesondert zwischen low-grade Infektionen und klinisch manifesten Infektionen unterschieden.

Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden 964 konsekutive Revisionseingriffe an Hüftendoprothesen aus den Jahren 2006 bis 2012 untersucht. Eine periprothetische Infektion wurde definiert bei: einem Fistelgang zwischen Haut und Prothese, sichtbarem Eiter, zwei unabhängigen mikrobiologischen Nachweisen eines Pathogens, oder einem einzelnen Keimnachweis in Kombination mit einer positiven Histologie. Aus dem gesamten Kollektiv wurden drei Gruppen zum Vergleich der präoperativen CRP-Werte gebildet.

1.
Präoperativ diagnostizierte Infektionen,
2.
Low-grade Infektionen, die nur durch intraoperative Gewebeproben diagnostiziert wurden,
3.
Aseptische Lockerungen.

Der Grenzwert für ein pathologisches CRP wurde mit 5 mg/l festgelegt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Präoperativ wurden 87 Fälle als periprothetische Infektionen identifiziert und entsprechend behandelt. Der durchschnittliche CRP-Wert in dieser Gruppe betrug 71,2 mg/l und 76/87 (87%) der Infektionen wiesen präoperativ einen erhöhten CRP-Wert auf. Durch intraoperative Diagnostik wurden 51 weitere periprothetische Infektionen diagnostiziert. Hier betrug der durchschnittliche CRP-Wert 14,9 mg/l und diese Fälle zeigten in 26/51 (51%) ein erhöhtes CRP. Die Vergleichsgruppe mit 498 Fällen aseptischer Lockerungen wies ein durchschnittliches präoperatives CRP von 6,4 mg/l auf und in dieser Gruppe wiesen 141 Fälle ein erhöhtes CRP über 5 mg/l auf.

Insgesamt ergeben sich für das CRP zur Diagnose von periprothetischen Infektionen eine Sensitivität und Spezifität von 73,9% und 71,7%. Ohne die intraoperative Diagnostik wären die low-grade Infektionen als aseptisch klassifiziert worden, in diesem Fall würden Sensitivität und Spezifität 87,4% und 69,8% betragen.

In der Literatur werden durchweg höhere Werte für die Sensitivität des CRP zur Diagnose einer periprothetischen Infektion angegeben. Dies liegt möglicherweise an der mangelnden Detektion von low-grade Infektionen, welche in dieser Studie nur durch ausgedehnte intraoperative Diagnostik erfasst wurden. Diese Studie zeigt, dass die Angaben zur diagnostischen Wertigkeit des CRP kritisch betrachtet werden müssen und dass insbesondere low-grade Infektionen durch ein negatives CRP nicht ausgeschlossen werden können.