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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Das Ludwigshafener Curriculum für Mikrochirurgie: Vorstellung und Validierung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Hirche - Ludwigshafen, Deutschland
  • Emre Gazyakan - Ludwigshafen, Deutschland
  • Leila Kolios - BG Klinik Ludwigshafen, Hand,-Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Fred Hernekamp - BG Klinik Ludwigshafen, Hand,-Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Lingyun Xiong - Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - Ludwigshafen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc211

doi: 10.3205/14dgpraec011, urn:nbn:de:0183-14dgpraec0118

Published: September 3, 2014

© 2014 Hirche et al.
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Text

Einleitung: Die Mikrochirurgie ist ein essentieller Bestandteil in der Weiterbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Die Lernkurve der Mikrochirurgen ist durch die technische Optimierung flacher geworden, jedoch zunehmend ökonomischen Aspekten der OP-Planung und des OP-Managements ausgesetzt. Aus diesem Grund sind Konzepte notwendig, die den angehenden Facharzt im Rahmen seiner Weiterbildung sicher und effizient an die Mikrochirurgie heranführen und kontinuierlich praktische und theoretische Inhalte vermitteln. Curriculäre Weiterbildungskonzepte sind ein vielversprechender Ansatz, der zur Überprüfung des Erfolges und zur Sicherstellung der Versorgungsqualität validiert werden müssen.

Material und Methoden: In einem mikrochirurgischen Zentrum wurde ein mehrstufiges, curriculäres Weiterbildungskonzept definiert, das verschiedene Schwierigkeitsgrade und Ausbildungsstufen auf dem Weg zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie vorsieht. Im Sinne einer ganzheitlich, langfristigen Weiterbildung berücksichtigte das Konzept die Phasen vom Doktoranden über den Weiterbildungsassistenten bis hin zum Facharzt/Oberarzt mit spezifischen Zusatzmodulen der Mikrochirurgie. Unter Berücksichtigung individueller Kompetenzen wurde als Hauptzielparameter die selbstständige Durchführung einer freien Lappenplastik unter fachärztlicher Assistenz eingestuft und in einer retrospektiven Kohortenstudie validiert (Kohorte 1: fachärztlicher Eingriff; Kohorte 2: Weiterbildungseingriff). Es sollte gezeigt werden, ob die freie, mikrovaskuläre Lappenplastik unter Berücksichtigung des Behandlungserfolges und der Qualität der Versorgung unter standardisierten Bedingungen als Weiterbildungseingriff geeignet ist.

Ergebnisse: Das curriculäre Weiterbidungskonzept in Ludwigshafen umfasst eine prä-ärztliche, optionale Phase vor Approbation, in der durch verschiedene verfügbare Tiermodelle eine Dissertation mit Schwerpunkt Mikrochirurgie durchgeführt werden kann. Außerdem werden mikrochirurgische Übungen angeboten. Je nach individueller Eignung und erfolgt bis zum 5./6. Weiterbildungsjahr die praktische Vermittlung von mikrochirurgischen Einzelschritten: distale Nervennähte, Präparation von Anschlussgefäßen und zusätzliche Perforatoren, Nähte von Fingerarterien, Teilschritte der Anastomosentechnik und Hebung der Lappenplastik. Sind diese Teilschritte erfolgreich umgesetzt, wird die freie Lappenplastik als gesamter Eingriff von dem Weiterbildungsassistenten durchgeführt. In der Validierung durch Kohortenstudie zwischen Weiterbildungseingriff und fachärztlichem Eingriff zeigten sich in der Patientendatenanalyse statistisch signifikante Unterschiede für die Defektursache (Tumor vs. Trauma; p<0.001) und den Typ der Lappenplastik für DIEP, SGAP und TMG (p<0.001; p=0,039; p=0,039) zugunsten Kohorte 1 und für den ALT zugunsten Kohorte 2 (p<0.001). Im Behandlungsergebnis bestand nur ein signifikanter Unterschied bezogen auf die Gesamtverweildauer (26,1 Tage ±26,0 vs. 31,9 Tage ±18,9; p<0.001), jedoch keine komplikationsbezogenen Unterschiede.

Schlussfolgerung: Die freie Lappenplastik ist unter standardisierten Bedingungen als Weiterbildungsengriff geeignet. Voraussetzungen sind eine hohe Expertise des lehrenden Mikrochirurgen sowie ein schrittweises Heranleiten an einzelne Schritte des Eingriffs. Sekundäreingriffe, Revisionen, hochelektive mikrochirurgische Eingriffe, wie z.B. zur Brustrekonstruktion, sowie komplexe Perforatorlappen sollten auf Grundlage dieses Patientenguts außerhalb von Aus- und Weiterbildungsbedingungen erfolgen, um den vergleichbaren Behandlungserfolg zu sichern. Die notwendigen Fallzahlen zur und Kapazitäten solcher Konzepte erfordern die Diskussion zur Einführung von speziellen Fellowships und Rotationen. Außerdem soll ein Punktvergabesystem („Credits“) den Ausbildungsstand vor Durchführung einer freien Lappenplastik klassifizieren und ein zusätzliches Validierungswerkzeug darstellen.