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Analyse des subglottischen Druckes und Schalldruckpegels bei Gesangsstudenten während des Singens
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Published: | September 2, 2014 |
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Zusammenfassung
Hintergrund: Für eine erfolgreiche sängerische Entwicklung sind verschiedene charakteristische Veränderungen der Stimmfunktion beschrieben, wobei einer Erhöhung der Phonationseffizienz besondere Bedeutung zukommt. Als Maß für die Effektivität der Stimmproduktion kann dabei die Relation der erzeugten Stimmschallstärke zum eingesetzten subglottischen Druck gelten. In der vorliegenden Studie sollen relevante Parameter der Stimmproduktion von Gesangsstudenten zu Ausbildungsbeginn erhoben werden und mit Daten professioneller Sänger verglichen werden.
Material und Methoden: Von sechs Gesangsstudenten der Hochschule für Musik Dresden (3 Bässe, 3 Tenöre) wurden mittels einer Mehrkanalmessung phonationsrelevante Parameter einer mezza-di-voce Vokalise aufgezeichnet.
Als Ausrüstung wurde eine Kombination des Microprozessors der Fa. Laryngograph sowie ein aerodynamisches System der Fa. Glottal Enterprises eingesetzt. Damit wurden simultan Audio- und Elektroglottografiesignal sowie intraoraler bzw. subglottischer Druck und Luftstrom gemessen.
Die Daten wurden mit bereits vorhandenen Daten professioneller Sänger verglichen.
Ergebnisse: Die Gesangsstudenten wiesen geringere Umfänge des Schalldruckpegels auf, wobei insbesondere in hoher Tonlage deutlich geringere subglottische Drücke verwendet wurden.
Fazit: Der Untersuchungsansatz gestattet prinzipiell eine objektive Evaluation zentraler Parameter der Phonationseffizienz, wobei die Daten die Bedeutung der Feinsteuerung des subglottischen Druckes für die Verbesserung der phonatorischen Kontrolle insbesondere in hoher Tonlage belegen. Für eine Professionalisierung der Stimmfunktion scheint der Ausweitung des Umfanges des eingesetzten subglottischen Drucks als Stimmkontrollparameter eine besondere Bedeutung zuzukommen.
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Hintergrund
Für eine erfolgreiche sängerische Entwicklung sind verschiedene charakteristische Veränderungen der Stimmfunktion beschrieben, wobei einer Erhöhung der Phonationseffizienz besondere Bedeutung zukommt.
Als Maß für die Effektivität der Stimmproduktion kann dabei die Relation der erzeugten Stimmschallstärke zum eingesetzten subglottischen Druck gelten [1]. Insbesondere der subglottische Druck weist eine hohe Korrelation zu anderen Stimmquellparametern auf [2]. Als Stimmquellparameter werden Einflussgrößen verstanden, welche die Interaktion zwischen subglottischem Druck und der glottalen Schwingungsanregung des transglottischen Luftstromes beschreiben. Sie beschreiben damit die Kopplung zwischen Aerodynamik (Luftdruck) und Akustik (Schalldruck).
In der vorliegenden Studie werden relevante Parameter der primären Stimmproduktion und insbesondere des primären Stimmschalles sowie Schalldruckpegel von Gesangsstudenten zu Ausbildungsbeginn erhoben und mit Daten professioneller Sänger verglichen.
Methoden
Von sechs Gesangsstudenten der Hochschule für Musik Dresden (3 Baritone, 3 Tenöre) wurden mittels einer Mehrkanalmessung phonationsrelevante Parameter einer mezza-di-voce Vokalise aufgezeichnet. Diese Übung wurde jeweils in drei über den individuellen Tonumfang gleichmäßig verteilten Tonhöhen durchgeführt.
Als Ausrüstung wurde eine Kombination des Microprozessors der Fa. Laryngograph sowie ein aerodynamisches System der Fa. Glottal Enterprises eingesetzt. Damit wurden simultan Audio- und Elektroglottografiesignal sowie intraoraler bzw. subglottischer Druck und Luftstrom gemessen. Neben dem Schalldruckpegel und dem subglottischen Druck wurden mittels inverser Filtrierung wesentliche Stimmquellparamter wie die maximale Flussabnahmerate (MFDR), der Schlussquotient (Qclosed) und der glottale Luftstrom (Puls Amplitude) bestimmt. Die Daten wurden mit bereits vorhandenen Daten professioneller Sänger (6 Baritone) verglichen.
Ergebnisse
Da die Daten für die jeweilige höchste Tonhöhe – insbesondere die Druckwerte – begrenzt auswertbar waren, wurden in die Analyse lediglich die in mittelhoher („hohe Tonlage“) und tiefer Tonlage („tiefe Tonlage“) gesungenen Vokalisen einbezogen.
Die Spitzenwerte des subglottischen Druckes rangierten bei den professionellen Sängern zwischen 28 und 38 cmH2O, ein Sänger wies sogar Werte bis ca. 50 cmH2O auf.
Die maximalen subglottischen Druckwerte der Studenten erreichten lediglich 24 cmH2O. Die Gesangsstudenten wiesen geringere Umfänge des Schalldruckpegels auf, wobei insbesondere in hoher Tonlage deutlich geringere subglottische Drücke verwendet wurden als bei den Profis.
Im Vergleich zu professionellen Sängern wiesen die Gesangsstudenten höhere MFRD-Werte und damit eine größere glottische Adduktionsspannung bei niedrigeren subglottischen Druckwerten auf. Die Werte der glottalen Puls Amplituden sowie des Schlussquotienten waren bei den Studenten bei niedrigeren MFDR-Werten höher.
Fazit
Der Untersuchungsansatz gestattet prinzipiell eine objektive Evaluation zentraler Parameter der Phonationseffizienz, wobei die Daten die Bedeutung der Feinsteuerung des subglottischen Druckes für die Verbesserung der phonatorischen Kontrolle insbesondere in hoher Tonlage belegen. Für eine Professionalisierung der Stimmfunktion scheint der Ausweitung des Umfanges des eingesetzten subglottischen Drucks sowie dem Verhältnis zur aufgewendeten Adduktionsspannung eine besondere Bedeutung zuzukommen.
Literatur
- 1.
- Sundberg J, Fahlstedt E, Morell A. Effects on the glottal voice source of vocal loudness variation in untrained female and male voices. J Acoust Soc Am. 2005 Feb;117(2):879-85. DOI: 10.1121/1.1841612
- 2.
- Sundberg J, Andersson M, Hultqvist C. Effects of subglottal pressure variation on professional baritone singers' voice sources. J Acoust Soc Am. 1999 Mar;105(3):1965-71. DOI: 10.1121/1.426731