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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Fallbericht einer multifokalen Gefäßmanifestation bei M. Behcet mit inflammatorischem Aortenaneurysma, Beinischämie und kompliziertem perioperativem Verlauf

Meeting Abstract

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  • Georg Rothenbacher - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie, Karlsruhe
  • Jost Jenkner - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie, Karlsruhe
  • Martin Storck - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie, Karlsruhe

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch555

doi: 10.3205/14dgch555, urn:nbn:de:0183-14dgch5555

Published: March 21, 2014

© 2014 Rothenbacher et al.
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Einleitung: Der M. Behcet ist eine schubweise verlaufende immunologisch vermittelte Erkrankung, welche häufig mit vaskulären Komplikationen, meist im Bereich der Kapillaren und des venösen Gefäßsystems, seltener auch mit Beteiligung des arteriellen Systems einhergeht. Wir berichten über einen Fall mit gleichzeitiger venöser und ausgedehnter arterieller Manifestation mit kritischer Beinischämie, infrarenalem BAA und kompliziertem perioperativem Verlauf.

Fallbericht: Ein 47-jähriger türkischer Patient mit bekanntem M. Behcet kam aufgrund plötzlicher Schmerzen im linken Bein zur Vorstellung. Klinisch fand sich eine Rutherford I Ischämie des linken Unterschenkels, die bildgebende Diagnostik zeigte arterielle Verschlüsse der linken A. iliaca externa sowie der A. poplitea im Segment PIII. Weiterhin fand sich ein teilthrombosiertes infrarenales BAA (max. 5,2cm) sowie ein sacciformes Aneurysma der A. iliaca communis links. Die BSG war initial auf 77 mm erhöht. Es wurde zunächst nach Rücksprache mit den Kollegen der medizinischen Klinik eine Prednisolontherapie eingeleitet (200 mg/d). Aufgrund des ausgedehnten aortalen und links iliacalen Befallsmusters stellten wir die Indikation zum offen-chirurgischen infrarenalen Aortenersatz nach Abklingen des akuten entzündlichen Schubs. Wir implantierten bei rückläufiger BSG eine Y-Prothese (16x8mm Silver Graft, Fa. Braun) über einen retroperitonealen Zugang, welche rechts iliacal (End-zu-End), links femoral (End-zu-Seit) anastomosiert wurde. Gleichzeitig erfolgte die transfemorale Thrombektomie der A. poplitea mit antegrader Rekanalisation der A. tibialis anterior und A. fibularis sowie cruraler Ballonangioplastie (3x150 mm Senri, Terumo). Nach zunächst unauffälligem postoperativem Verlauf kam es zur Ausbildung eines ausgedehnten retroperitonealen Abszesses (E. coli) unter Beteiligung der proximalen sowie femoralen Anastomose der Bifurkationsprothese (Szilagyi II). Es erfolgten mehrfache operative Revisionen mit Anlage eines retroperitonealen Spül-Vacuumsystems (Vac-Veraflo K.C.I.). Der Verlauf wurde weiter kompliziert durch eine tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose links mit erheblicher Beinschwellung sowie peripherer Lungenembolie links. Schliesslich erfolgte eine biologische Sicherungsoperation mittels gestielter Omentum majus Plastik, gleichzeitig wurde eine transfemorale venöse Thrombektomie mit Anlage einer AV-Fistel links inguinal durchgeführt. Anschliessend war der Verlauf zufriedenstellend, eine orale Antikoagulation (Rivaroxaban) wurde eingeleitet, der Patient wurde unter Fortführung der immunsuppressiven Therapie nach Hause entlassen.

Follow-up: Nach 5 Monaten ist der Patient komplett beschwerdefrei bei duplexsonographisch regelrecht eingeheilter Y-Prothese und steht nach wie vor unter oraler Antikoagulation sowie Prednisolontherapie.

Schlussfolgerung: Ein multifokaler vaskulitischer Befall des arteriellen und venösen Gefäßsystems ist eine potentiell lebensbedrohliche Manifestation des M. Behcet. Die operative gefäßchirurgische Behandlung dieser Patienten ist auch aufgrund der erforderlichen begleitenden immunsuppressiven Therapie schwierig und komplikationsträchtig. Die Behandlung sollte interdisziplinär und in enger Zusammenarbeit mit den internistischen Kollegen erfolgen.