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Die operative Versorgung von Unterkiefer-Collumfrakturen mit dem modifizierten periangulären Zugang: Indikation, Technik und Ergebnisse
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Published: | March 21, 2014 |
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Einleitung: Zur operativen Versorgung von Unterkiefer-Collumfrakturen existiert eine Vielzahl von extra- und intraoralen Zugangsmöglichkeiten. Trotz einer verbesserten Übersicht und Erleichterung der Frakturreduktion wird als wesentlicher Nachteil der extraoralen Zugänge die Gefahr einer Schädigung des Ramus marginalis mandibulae angesehen. Der intraorale, endoskopiegestützte Zugang geht nur selten mit einer Fazialisschädigung einher, ist jedoch im klinischen Alltag auf die Gruppe der tiefen Collum- und Collumbasisfrakturen beschränkt und setzt ergänzend eine hohes Maß an operativer Erfahrung voraus. Eine in der Literatur wenig diskutierte Versorgungsmöglichkeit stellt der in unserer Klinik routinemäßig verwendete extraorale, perianguläre Zugang nach ECKELT dar, wir berichten diesbezüglich über unsere Langzeiterfahrung.
Material und Methoden: Seit Beginn des Auswertungszeitraums im Januar 2007 (80 Monate) wurden an unserer Klinik 262 Patienten mit Frakturen im Bereich des Unterkiefercollums und -capitulums behandelt. Bei 159 Patienten erfolgte eine konservative Therapie, 103 Patienten wurden operativ über den extraoralen, periangulären Zugang nach ECKELT versorgt. Ab 2012 wurde dieser Zugang zur Behandlung hoher Collumfrakturen geringfügig modifiziert. Alle Frakturen wurden gemäß der Klassifikation nach Spiessl und Schroll kategorisiert. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv anhand der Verlaufsdokumentation in der Ambulanzkarte, als primäre Untersuchungsparameter wurden Fazialisfunktion, Okklusion und Mundöffnung (SKD) erfasst.
Ergebnisse: Bei keinem der Patienten zeigte sich eine dokumentierte Mundastparese bzw. -schwäche. Das Ausmaß einer Mundöffnungsbehinderung bzw. Laterotrusionseinschränkung schien mit dem initialen Dislokations- bzw. Luxationsgrad der Fraktur zu korrelieren. Eine Versorgung musste unmittelbar postoperativ revidiert werden, bei einem Patienten war im Intervall von 6 Monaten die Entfernung von frakturiertem Osteosynthesematerial erforderlich. Auf eine Entfernung des persistierenden Osteosynthesematerials im Collumbereich wurde bei allen übrigen Patienten verzichtet.
Schlussfolgerung: Der extraorale, perianguläre Zugang minimiert das Risiko einer Fazialisschädigung bei gleichzeitig verbesserter Übersicht und Manipulierbarkeit, was insbesondere bei Luxationsfrakturen einen Vorteil gegenüber dem intraoralen Zugang darstellt. Über eine Modifikation des Zugangs ist auch die Versorgung hoher Collumfrakturen möglich. Die verstärkte Verwendung des extraoralen, periangulären Zugangs wird unsererseits befürwortet.