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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Kompletter Ösophagus-Verschluss nach erfolgreicher Radiochemotherapie von Kopf-Hals-Tumoren – und jetzt? Langzeit-Ergebnisse nach minimal-invasiver Rendezvous-Rekanalisation (transoral via PEG) bei 13 Patienten

Meeting Abstract

  • Thomas Kratt - Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantations-Chirurgie, Tübingen
  • Alfred Königsrainer - Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantations-Chirurgie, Tübingen
  • Dietmar Stüker - Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantations-Chirurgie, Tübingen
  • Karl Ernst Grund - Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantations-Chirurgie, Tübingen
  • Markus Küper - Universitätsklinikum Tübingen, Allgemeine, Viszeral- und Transplantations-Chirurgie, Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch100

doi: 10.3205/14dgch100, urn:nbn:de:0183-14dgch1003

Published: March 21, 2014

© 2014 Kratt et al.
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Text

Einleitung: Die radioonkologische Behandlung ist eine entscheidende Therapiesäule bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich. Durch die Radiatio wird aber auch eine Ischämie im Bestrahlungsgebiet bewirkt, die im Verlauf zur Ausbildung relevanter postischämischer Stenosen der Speiseröhre (meist Höhe Ösophaguseingang) führen kann. Da meist noch vor bzw. während der Bestrahlungstherapie eine mucositisbedingte Dysphagie, einhergehend mit Gewichtsverlust, Mangelernährung und dem Risiko des-unterdurchschnittlichen onkologischen Therapieerfolges auftritt, erfolgt oft eine PEG-Anlage für mehrere Monate. Daher kann es vorkommen, dass Patienten erst im Stadium der kompletten Schluckunfähigkeit vorstellig werden und sich in der Diagnostik ein mitunter langstreckiger, kompletter Ösophagusverschluss zeigt. Wir möchten unsere Erfahrungen mit dem Versuch der minimal-invasiven Wiederherstellung der Nahrungspassage mittels endoskopischer Techniken darstellen

Material und Methoden: Technische Voraussetzungen: Röntgen-Durchleuchtungsplatz, zwei Endoskopie-Türme, geeignete Schmalkaliber-Endoskope, Eder-Püstow-Draht. Nach PEG-Entfernung erfolgt eine Bougierung der Gastrostomie, bis ein schmalkalibriges Gastroskop in den Magen eingebracht werden kann, welches retrograd bis an den Unterrand der Ösophagusstenose vorgeschoben wird. Parallel transoraler Vorschub eines zweiten Endoskops bis auf Höhe des Verschlusses. Dann Rekanalisation unter Röntgen-Durchleuchtung in 2 Ebenen entweder „scharf“ (mittels Nadelmesser) oder „stumpf“ (mit EP-Draht oder „hot biopsy-Zange“). Nach Rekanalisation erfolgte in der gleichen Sitzung fallbezogen eine Ballondilatation, eine Bougierung oder eine Stentimplantation. Innerhalb der folgenden Wochen Sicherstellung des Therapieerfolges durch wiederholte (ambulante) Dilatationsbehandlungen, logopädisches Schlucktraining und ggf. Autobougierungstherapie.

Ergebnisse: 9 Männer/4 Frauen mit Dysphagie IV° über 3 Monate bis 8 Jahre bei Verschluss-Länge von 5 bis 60mm (ø 28mm). Rekanalisation: 9x EP-Draht Bougie/Ballon, 2x Nadelmesser Bougie/Ballon, 2x EP-Draht, Bougie/Ballon SEMS. In 2 Fällen Rekanalisation von retrograd-distal leichter möglich. Ø 8,5 ambulante therapeutische Wiedervorstellungen im follow up von Ø 4,8 Jahren. 11 Pat. mit nachfolgend Schlucktraining, 3 Pat. mit regelmäßiger Autobougierung. Langzeit-Ergebnisse Schluckfunktion: 9x Ansprechen auf Therapie, davon in 5 Fällen PEG-Entfernung mgl. bei gelegentlicher Dysphagie I°-II°. 1 Pat. mit zunächst Therapieerfolg, dann aber postradiogene Kieferklemme: aktuell wieder gesamte Ernährung über PEG. Damit 8/13 Pat.(= 62%) mit wiederhergestellter Schluckfunktion. Therapieversager: 2x primär (Stenose zu lang) bzw. 2x sekundär (keine Re-Stenosierungs-Therapie mehr bei Lokal-Rezidiv).

Schlussfolgerung: Bei vorhandener PEG ist die minimal-invasive Rekanalisation von postradiogen-ischämischen Ösophagusverschlüssen mittels endoskopischer Rendezvous-Technik komplikationsarm und in fast allen Fällen möglich. Das Therapie-Ergebnis kann mittels logopädischem Schlucktraining, Auto-Bougierung bzw. ggf. repetitiven Dilatationstherapien aufrecht erhalten und die PEG im Verlauf in vielen Fällen entfernt werden.