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Hintergrund: Die Amotio retinae ist der häufigste retinologische Notfall. Die Inzidenz liegt zwischen 3,8 und 14,4 pro 100.000 Einwohnern. Unbehandelt schreitet die Netzhautablösung häufig fort und führt zu einer dauerhaften Funktionsminderung oder funktionellen Erblindung. Die proliferative Vitreoretinopathie (PVR) ist die wesentliche Ursache für eine Reamotio.

Methodik: 22 Patienten (6 Frauen, 16 Männer), Durchschnittsalter 66 Jahre (± 16,1) erhielten eine 20-gauge pars plana Vitrektomie (ppV) mit subretinaler Flüssigkeitsdrainage und Peeling der Membrana limitans interna (ILM) des hinteren Pols. Hierzu wurde die ILM mittels Brilliant Blau angefärbt, die mobile abgehobene Netzhaut im Anschluss mittels Decalin beschwert und die ILM unter dem Decalinspiegel mit endgreifender Pinzette behutsam gepeelt. 16 Augen wiesen eine rhegmatogene Amotio (72,7%) auf, 3 Augen mit durchgreifendem Makulaforamen (13,6%) und 3 Augen mit Zustand nach Trauma (13,6%). In 12 Augen fand sich eine PVR Grad B oder C (54,5%). Insgesamt war bei allen 22 Augen die Makula bereits präoperativ abgehoben. Bei Aufnahme der Patienten war die Netzhaut durchschnittlich über 8,5 Uhrzeiten abgelöst und der Visus betrug im Median 2,0 (± 0,73) LogMAR.

Ergebnisse: Bei Demissio der Patienten betrug die primäre Wiederanlage-Rate der Netzhaut 100%. Im Beobachtungszeitraum von 10 Monaten kam es zu keiner Reamotio. Der mittlere Visus stieg von 2,0 LogMAR präoperativ auf 1,0 LogMAR bei Demissio. Durchschnittlich 22 Wochen nach Demissio betrug der gemittelte LogMAR-Visus 0,7 und 32 Wochen nach Vitrektomie 0,5 LogMAR. Dieser Visusanstieg war im Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben mit p<0,001 statistisch hochsignifikant.

Schlussfolgerung: Die primäre Vitrektomie mit ILM Peeling unter Decalin ist ein erfolgsversprechendes und anspruchsvolles operatives Vorgehen zur Behandlung von subtotalen bis totalen Amotiones mit und ohne PVR. Trotz des schlechten Ausgangsbefundes in unserem Kollektiv konnte ein deutlicher Gewinn an Sehschärfe erzielt werden. Eine Reamotio wurde während des gesamten Nachbeobachtungszeitraums nicht festgestellt.