gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Machbarkeitsstudie zur Verwendung von Krankenkassendaten im Rahmen der Versorgungsforschung am Beispiel chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED)

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Nadine Fröhlich - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH, Bremen, DE
  • Maike Albers - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH, Bremen, DE
  • Antje Timmer - Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH, Bremen, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.149

doi: 10.3205/13gmds202, urn:nbn:de:0183-13gmds2021

Published: August 27, 2013

© 2013 Fröhlich et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung und Fragestellung: Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) bilden die zwei häufigsten Formen der CED. Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung gelten als bedeutende Basis für die Versorgungsforschung [1]. Auf Grund des schubartigen Verlaufs und der unterschiedlichen Manifestationen der Erkrankungen ist ihre Erfassung in Routinedaten ein komplexer Prozess [2]. Ziel dieser Machbarkeitsanalyse ist es daher zu untersuchen, wie Patienten mit MC und CU in Krankenkassendaten identifiziert werden können und inwiefern sich die absolute Fallzahl in Abhängigkeit des angewendeten Algorithmus verändert.

Material und Methoden: Als Datengrundlage der explorativen Machbarkeitsstudie dienten GKV-Abrechnungsdaten von über 350.000 Versicherten einer in Nordwestdeutschland regional tätigen Krankenkasse aus dem Zeitraum von 2004 bis 2007. Berücksichtigt wurden die durchgängig Versicherten des jeweiligen Jahres. Es wurden folgende Falldefinitionen für MC (K50) und CU (K51) evaluiert: eine Hauptentlassungsdiagnose, eine Sekundärdiagnose, zwei ambulant gesicherte Diagnosen in zwei Quartalen desselben Jahres oder eine ambulant gesicherte Diagnose mit einem Zusatzkriterium (eine diagnostische Prozedur, eine Diagnose einer krankheitstypischen Begleiterkrankung oder eine Abgabe eines krankheitstypischen Medikaments). Nach einer Häufigkeitsanalyse wurden die absoluten MC/CU Fallzahlen in vier jährlichen Querschnittsanalysen deskriptiv betrachtet. Die geforderte Versicherungszeit wurde unter Anwendung desselben Algorithmus auf zwei Jahre ausgedehnt.

Ergebnisse: Die Häufigkeitsanalyse zeigte, dass die ausgewählten diagnostischen Prozeduren, insbesondere der abdominale Ultraschall, in der gesamten Studienpopulation sehr häufig Anwendung fanden. Eine Diagnose einer der krankheitstypischen Begleiterkrankung wiesen hingegen sehr wenig Versicherte mit einer ambulant gesicherten MC/CU Diagnose auf. Daher wurden diese Kriterien nicht in die endgültige Analyse der Falldefinitionen eingeschlossen. Die schrittweise Anwendung der verbleibenden vier Definitionen ergab, hier beispielhaft für MC in 2007 dargestellt, folgende Fallzahlen: über eine stationäre Hauptentlassungsdiagnose wurden 37 Personen mit MC identifiziert, unter zusätzlicher Berücksichtigung der stationären Nebendiagnosen waren es 77. 338 Personen wurden erkannt, wenn zusätzlich die Falldefinition von zwei ambulant gesicherten Diagnosen in zwei unterschiedlichen Quartalen angewendet wurde. Durch die Hinzunahme der Personen mit einer ambulant gesicherten Diagnose sowie einer krankheitstypischen Medikation ergab sich eine absolute Fallzahl von 380 innerhalb der Studienpopulation (221.103 Versicherte). Dieselbe Vorgehensweise führte zur Identifizierung von 565 Personen mit CU im Jahr 2007. Zusammengefasst hatten 880 Personen eine CED. In dem Zweijahreszeitraum von 2006 bis 2007 wurden unter den 210.278 durchgängig Versicherten 446 Personen mit MC und 670 mit UC identifiziert, insgesamt waren es 1007 Personen mit einer CED.

Diskussion: Die diagnostischen Prozeduren sowie krankheitstypischen Begleiterkrankungen stellten sich als unspezifisch bzw. zu restriktiv heraus und wurden nicht weiter berücksichtigt. Die absolute Fallzahl wurde durch diesen Ausschluss nur geringfügig beeinflusst. Die vier verbleibenden Falldefinitionen wurden zur Identifizierung von Personen mit MC/CU genutzt. Die Ausdehnung des geforderten Versicherungszeitraums auf zwei Jahre verdeutlichte, dass Personen mit MC/CU in einem Jahr häufig auch im Folgejahr als solche identifiziert wurden, es folglich eine Überschneidung zwischen den einzelnen Jahren gibt. Insgesamt zeigte die Analyse die Anwendbarkeit von vier Falldefinitionen für Versorgungsstudien zu MC und CU.


Literatur

1.
Hoffmann F, Glaeske G. Analyse von Routinedaten. In: Scriba PC, Badura B, Raspe H, Hrsg. Lehrbuch Versorgungsforschung - Systematik, Methoden, Anwendung. Stuttgart: Schattauer; 2011. p. 317-322.
2.
Schreiber S. Genetische Ätiologie der CED. In: Hoffmann JC, Kroesen AJ, Klump B, Hrsg. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Handbuch für Klinik und Praxis. Stuttgart: Thieme; 2009. p. 25-31.