gms | German Medical Science

GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Unterstützung von Demenz-Betroffenen durch Home-Tele-Monitoring

Meeting Abstract

  • Carsten Giehoff - Corantis Kliniken GmbH, Vechta, DE
  • Torben Wallbaum - OFFIS e.V., Oldenburg, DE
  • Andreas Rahn - St.-Franziskus-Hospital Lohne, Lohne, DE
  • Claus Rolf - St.-Marien-Hospital Friesoythe, Friesoythe, DE
  • Reinhard J. Boerner - Christliches Krankenhaus Quakenbrück, Quakenbrück, DE
  • Irene Link - KKOM St. Marienhospital Vechta, Vechta, DE
  • Lothar Neitzel - Clemens-August-Klinik Neuenkirchen-Vörden, Neuenkirchen-Vörden, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.22

doi: 10.3205/13gmds099, urn:nbn:de:0183-13gmds0995

Published: August 27, 2013

© 2013 Giehoff et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Lang-Zeit-Erkrankungen, kürzere stationäre Aufenthalte und der demografische Wandel machen eine Optimierung von intersektoralen Versorgungsprozessen notwendig [1]. Telemedizin kann insbesondere bei Demenz-Betroffenen ein Mittel sein, um Alltagsaktivitäten zu überwachen und Interventionen bei Abweichungen einzuleiten. Im Rahmen des Forschungsprojektes 'Mneme' wurden anhand einer Studie die generelle Machbarkeit des Einsatzes von telemedizinischen Komponenten im häuslichen Bereich nachgewiesen und wesentliche Elemente für die Sicherstellung eines längeren Verbleibs in der häuslichen Umgebung entwickelt.

Methode: Über eine medizinische und technische Anforderungsanalyse wurde mittels Konsensprozessen und Portfolio-Verfahren ein Komponentenset gebildet, das aus technischer Sicht machbar und aus medizinischer Sicht sinnvoll ist. Eine Analyse und Beschreibung von Anwendungsszenarien fand statt, so dass deutlich wurde, welche Abhängigkeiten zwischen dem Home-Tele-Monitoring und dem Versorgungsprozess vorhanden sind. Auf der Grundlage dessen folgte eine Ableitung und Umsetzung einer technischen Architektur. Innerhalb eines Pre-Tests wurden 10 Patienten unter ständiger fachlicher Begleitung für kurze Zeiträume mit den Komponenten ausgestattet, um frühzeitig die Akzeptanz zu prüfen. Um das entwickelte System der Prüfung einer generellen Machbarkeit zu unterziehen, wurden über die Entlassungsprozesse von Kliniken mehrere Probanden identifiziert, bei denen über einen Zeitraum von 6 Wochen das Komponentenset implementiert wurde. Dabei waren die Einschlusskriterien das Vorliegen einer leichten Demenz-Erkrankung [2] sowie das alleinige Bewohnen einer Wohnung.

Ergebnisse: Die kontinuierliche Messung von folgenden Parametern zur Beurteilung des Therapieverlaufes bzw. der Alltagsaktivitäten wurde als wichtig eingestuft:

1.
Gewicht
2.
Körperfett
3.
Total Body Water [3]
4.
Positionsbestimmung
5.
Körperliche Aktivität
6.
Schlafqualität
7.
Verwendung elektrischer Geräte

Diesen Parametern wurden in der technischen Analyse Sensoren gegenübergestellt, die einerseits in der Lage sind die erforderlichen Daten zu messen, aber auch in die Gesamtsystemarchitektur integriert werden können. Zur Anbindung der Sensoren an eine Basisstation, wurde ein Software-Prototyp entwickelt, der die jeweiligen Sensordaten zur Verfügung stellt und entsprechend an die Telemedizinzentrale über verschlüsselte Verbindungen weiterleitet. Für die Telemedizinzentrale wurde ein System entwickelt, das zunächst der Aggregation und Persistierung der gewonnenen Daten dient [4]. Über einen Webdienst können berechtigte Personen die Daten einsehen. Durch die Anzeige von Tagesdaten als auch Verlaufsdaten, soll eine Identifizierung von Veränderungen im Verhalten oder im gesundheitlichen Zustand des Patienten ermöglicht werden. Der Pre-Test konnte eine grundsätzliche Akzeptanz der Sensorik nachweisen. Ebenso machen die Ergebnisse der Evaluationsphase deutlich, dass einerseits durch aktive Überwachung von Körperdaten (Gewicht, Körperfett) eine solide Datenbasis für die medizinische Beurteilung entstehen kann und andererseits die Bewegungsdaten und Stromsensorik Aufschluss über Abweichungen vom normalen Alltagsverhalten geben. So können aus diesen Ergebnissen notwendige Interventionen im Therapieverlauf grundsätzlich abgeleitet werden.

Diskussion: Der Ansatz, ein Home-Tele-Monitoring-System bei Menschen mit einer leichten Demenz einzusetzen, um einen möglichst langen Verbleib in der häuslichen Umgebung zu ermöglichen, ist neu. Die Entwicklung von funktionalen Anforderungen und einer Systemarchitektur in prototypischer Form sowie dem Nachweis einer generellen technischen Machbarkeit innerhalb von realistischen Versorgungsszenarien als Kernpunkte dieses Projektes legen einen Grundstein in der Versorgungsforschung in diesem Bereich. Die ersten Ergebnisse der Evaluation geben eine günstige Prognose für weiterführende Arbeiten, bis hin zu einer marktfähigen Lösung. Hierzu ist es notwendig, anhand einer Langzeitstudie den Nutzen für die Versorgungsprozesse nachzuweisen.


Literatur

1.
Fendrich K, van den Berg N, Siewert U, Hoffmann W. Demografischer Wandel. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. 2010 May; 53(5):479-6.
2.
Förstl H. Demenzen in Theorie und Praxis. 3rd ed. Wien: Springer; 2001.
3.
Pateyjohns IR, Brinkworth GD, Buckley JD, Noakes M, Clifton PM. Comparison of Three Bioelectrical Impedance Methods with DXA in Overweight and Obese Men. Obesity. 2006 Nov; 14(11): 2064-6.
4.
Wallbaum T, Frenken M, Meyer J, Hein A, Giehoff C. Mneme – Telemonitoring zur medizinischen Unterstützung der Behandlung bei Demenzbetroffenen. In: Lebensqualität im Wandel von Demografie und Technik - 6. Deutscher AAL-Kongress; 2013 Jan 22-23; Berlin. Offenbach: VDE Verlag GmbH; 2013.