Article
Einführung einer „Mini-Team-Card“ zur Erfassung professioneller Kompetenz von Medizinstudierenden im klinischen Alltag
Search Medline for
Authors
Published: | August 20, 2013 |
---|
Outline
Text
Hintergrund/Fragestellungen: Für die strukturierte und direkte Beurteilung von Handlungskompetenzen am Arbeitsplatz haben sich Encounter Cards bewährt, da Sie eine hohe „face-validity“ aufweisen [1]. Eine zentrale Kompetenz der Ärztin/ des Arztes ist das Professionelle Handeln, das in den CanMeds-Rollen sowie in dem für den deutschsprachigen Raum entwickelten NKLM als eine der 7 ärztlichen Rollen längst verankert ist. Dennoch gibt es bislang kaum Ansätze, diese Kompetenz im Rahmen der Medizinischen Ausbildung zu beurteilen. Daher wurde eine Abwandlung der Encounter Card, die sog. Mini-Team-Card (MTC) entwickelt, um professionelles Handeln von Studierenden bei ihrem Einsatz auf Station zu erfassen. Der Beitrag stellt die Entwicklung, Implementierung und Evaluation vor.
Methoden:
- 1.
- 2008 wurden in einem fakultätsübergreifenden Workshop Kriterien zur Beurteilung der professionellen Kompetenz erarbeitet. Auf dieser Basis wurden im Konsens Items für die MTC sowie deren Bewertungsmodalitäten festgelegt.
- 2.
- Ab dem WS 09/10 wurde die MTC an der medizinischen Fakultät Heidelberg eingesetzt und ist seitdem mit 5% im fächerübergreifenden Leistungsnachweis Innere Medizin, Allgemeinmedizin und Klinische Chemie integriert (weitere Anteile: MC-Klausur, OSCE, Mini-CEX, Patientenbericht). Testgütekriterien wurden auf Basis der Generalisierbarkeitstheorie pro Semester bestimmt und der Zusammenhang mit den anderen Prüfungsteilen korrelationsanalytisch untersucht. Zur Evaluation der praktischen Einsetzbarkeit der MTC wurden die entsprechenden Prüfer befragt.
Ergebnis:
- 1.
- Aus den Vorschlägen der Expertengruppen wurden 9 Items zur Beurteilung der professionellen Handlungskompetenz ausgewählt (Note 1–5). Jeder Studierende erhält im Rahmen seiner Stationseinsätze jeweils eine MTC-Beurteilung, sodass am Ende des Semesters mindestens 7 MTC-Bewertungen vorliegen, aus denen ein Mittelwert errechnet wird.
- 2.
- Insgesamt zeigen sich bei der Bewertung der Studierenden mittels MTC durchgängige Deckeneffekte, was sich neben der eher geringen Anzahl an Bewertungen pro Studierende negativ auf die Generalisierbarkeitskoeffizienten auswirkt. Die Korrelationen mit den praktischen Prüfungsteilen OSCE und MiniCEX waren erwartungsgemäß höher als die mit den schriftlichen Formaten. Eine qualitative Analyse der Erfahrungen der Prüfer zeigt, dass MTC als Format handhabbar, ressourcensparend und effektiv sind.
Schlussfolgerung: MTC sind eine deutliche Bereicherung des Prüfungsinstrumentariums für klinische Fächer, da hiermit „Professionelles Handeln“ im klinischen Alltag bewertet werden kann. Problematisch hingegen ist die Tauglichkeit als gut diskriminierendes Instrument für summative Prüfungen, da die Prüfer schlechte Bewertungen vermeiden, insbesondere um den Studierenden nicht zu schaden. Dennoch bieten die MTC die Möglichkeit, neben theoretischem Wissen und klinisch praktischen Fertigkeiten auch das „Professionelle Handeln“ als eigenständige ärztliche Kompetenz zu erfassen.