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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

360° Peer-Feedback zur Kompetenzentwicklung bei Medizinstudierenden – Erfahrungen aus einer zweijährigen Implementierungsphase im 4. Studienjahr Humanmedizin

Poster

  • corresponding author Thomas Rotthoff - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland; Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Düsseldorf, Deutschland
  • Bianca Raski - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland
  • Mateja Böhm - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland
  • Matthias Schneider - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland; Universitätsklinikum Düsseldorf, Poliklinik und Funktionsbereich für Rheumatologie, Düsseldorf, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP07_07

doi: 10.3205/13gma066, urn:nbn:de:0183-13gma0664

Published: August 20, 2013

© 2013 Rotthoff et al.
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Text

Einleitung: Durch Peer-Feedback (P-FB) und den Abgleich mit der eigenen Selbsteinschätzung sollen Studierende zur Reflexion angeregt und in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Für ein erfolgreiches P-FB gilt anonymes Feedback als besonders geeignet, da die Studierenden (Stud.) ihre Beziehungen untereinander durch Negativbeurteilungen nicht belasten wollen [1]. Wir haben die Implementierung eines 360° P-FB im 4. Studienjahr evaluiert.

Methode: Ab SoSe 2011 nehmen alle Stud. eines Semesters (ca. 180 Stud.) automatisch am 360° P-FB teil. Die Stud. durchlaufen das Sem. dabei in konstanten Gruppen mit je 14 Stud. Eine individuelle oder Gruppenabmeldung ist möglich. In der Semestermitte erfolgt eine Selbsteinschätzung aller Stud. und eine Fremdeinschätzung für jedes Gruppenmitglied. Als Bewertungskategorien wird eine Düsseldorfer Modifikation des Peer-Assessment-Tools der Indiana University/USA verwendet. Die Einschätzung für Selbst- und Fremdwahrnehmung erfolgt anhand einer 5-Punkt Likert-Skala. Freitext-Kommentare (FT-K) zu jedem Item sind möglich. Die Datenerfassung erfolgt online mit der Evaluationssoftware Eva-Sys®. Für die Fremdbewertung wird für jeden aktiven Teilnehmer einer Gruppe eine separate Datenerfassung eingerichtet, zu der jeweils nur die Mitglieder derselben Gruppe Zugang erhalten. Jede(r) Stud. erhält die Ergebnisse aus Selbst- und kumulierter Fremdeinschätzung per E-Mail zurückgemeldet und hat die Möglichkeit eines Beratungsgespräches. Die Projektevaluation erfolgt Online- und über freiwillige qualitative Interviews.

Ergebnisse: Die aktive Teilnehmerzahl lag im WS 12/13 bei 71,4% (n=122) und für die Onlineevaluation bei 48%. Das P-FB wird polarisiert wahrgenommen. Auf einer Skala von 1 (sinnvoll) bis 5 (nicht sinnvoll) wird das P-FB (WS 12/13) mit M= 2,9 (SD=1,3) und der persönliche Erkenntnisgewinn mit M= 3,4 (SD=1,3) bewertet. Beratungsgespräche wurden bisher nicht angefragt. FT-K zu den Items werden bisher nur wenig genutzt. Im Mittel erhält jeder Stud. 2,8 von 10 möglichen FT-K. Von n=122 Stud. erhielten n=24 gar keinen FT-K (19,6%). Alle FT-K wurden durch zwei Gutachter bezüglich ihrer Feedbackform eingestuft: von n=371 FT-K wurden 77,4% als konstruktiv und wertschätzend, 8,9% als nicht ernsthaft und 13,7% als persönlich abwertend (z.B. „Du bist voll verpeilt“) bewertet.

Diskussion: FT-K sind überwiegend konstruktiv, werden aber bisher wenig genutzt obwohl sie von den Studierenden in der Evaluation als deutlich effektiver für den individuellen Erkenntnisgewinn und die persönliche Weiterentwicklung angesehen werden. Einzelne, inakzeptable und persönlich verletzende FT-K sprechen sich unter den Stud. herum, führen zu Belastungen auf Beziehungsebene und verringern die Projektakzeptanz. Sie sollten vor Rückmeldung an die einzelnen Stud. von der Projektleitung entfernt werden. Ob durch die Filterung eine Zunahme der FT-K und eine Steigerung des persönlichen Erkenntnisgewinns aus dem P-FB resultieren, bleibt abzuwarten.


Literatur

1.
Arnold L, Stern D. Content and Context of Peer Assessment. In: Stern DT (Hrsg). Measuring medical professionalism. New York: Oxford University Press; 2006.