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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Ambient Assisted Living als quantitative Methode der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lars Rölker-Denker - OFFIS – Institut für Informatik, Oldenburg, Germany
  • Marco Eichelberg - OFFIS – Institut für Informatik, Oldenburg, Germany
  • Andreas Hein - Fak. f. Medizin u. Gesundheitswiss. , Univ. Oldenburg, Oldenburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO3-4-09-65

doi: 10.3205/13dkvf258, urn:nbn:de:0183-13dkvf2584

Published: October 25, 2013

© 2013 Rölker-Denker et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Um den mittel- und langfristigen Erfolg von Gesundheitsinterventionen zu messen, haben sich Methoden wie (self-reported) quality of life (QoL) [1] / Satisfaction with Life Scale (SWLS) aber auch verschiedene Assessmentverfahren etabliert. Eine subjektive Verzerrung bei patientenbezogenen Instrumenten durch den narrativen Charakter sowie die punktuelle Messung durch Assessment die in Klinik, Arztpraxis oder heimischer Umgebung durch medizinisches Personal vorgenommen werden, schränken die Objektivität solcher Verfahren jedoch ein.

Einen möglichen Ausweg bieten technische Verfahren, die im Rahmen des Ambient Assisted Living (AAL) entwickelt werden. AAL hat zum Ziel, die Lebensqualität im Alter durch technische Verfahren und Servicekomponenten zu verbessern und es den Menschen zu ermöglichen, länger und selbstbestimmt in der eigenen Häuslichkeit zu verbleiben. In diesem Zusammenhang werden auch Methoden entwickelt, die mit Hilfe von intelligenter Sensorik kontinuierlich das Verhalten der Bewohner erfassen, auswerten und bei schleichenden Veränderungen Benachrichtigungen sowie im Falle von Notfällen wie Stürzen Alarmmeldungen absetzen. Diese Verfahren eignen sich grundsätzlich auch, um patientenbezogene Instrumente wie QoL und SWLS umzusetzen und Assessments kontinuierlich in die Häuslichkeit zu bringen.

Methodik: Zur Bestimmung des Verhaltens eines Bewohners eignen sich als technische Bausteine u.a. die Detektion der verwendeten elektrischen Haushaltsgeräte [GAL AP3]. Hieraus lassen sich Muster der Aktivität ableiten, bspw. das Zubereiten von Mahlzeiten in der Küche. Eine weitere technische Komponente ist die Erfassung der zurückgelegten Wegstrecken innerhalb einer Wohnung. Dies lässt sich durch den Einsatz von Bewegungssensoren und Lichtschranken realisieren [2]. Beide Parameter lassen sich separat auswerten und geben Hinweise auf die reale körperliche Verfassung einer Person. Darüber hinaus kann mittels Aggregation von Sensordaten ein weitaus differenziertes Bild der körperlichen Aktivität einer Person erreicht werden [3]. Eine Integration in ADL-Assessments ist denkbar.

Kontinuierliche Assessments sind beispielsweise der automatisierte Timed-up-and-Go (aTUG) [4] sowie auch die Analyse der Gangparameter einer Person mittels optischer und Beschleunigungssensoren [5]. Durch die Verwendung von automatisierten und in die häusliche Umgebung integrierten Assessments ist möglich, den kontinuierlichen Verlauf der Mobilität einer Person zu bestimmen und gleichzeitig die typischen Probleme einer Laborsituation zu umgehen.

Ergebnisse: Ein Problem der Anwendung kann darin bestehen, dass die Objektivität nicht vollständig gewährleistet ist. Im Rahmen der Standardisierung/ Durchführungsobjektivität wird eine standardisierte Testumgebung gefordert [6]. Diese kann durch die Verwendung in der Häuslichkeit nicht vollständig erfüllt werden, dafür entfällt jedoch die Verzerrung durch eine Interaktion mit dem Testpersonal und sowie die subjektive Verzerrung durch die narrative Erhebung beim Probanden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Der Einsatz von AAL-Technologien kann es ermöglichen, den Erfolg von konservativen, chirurgischen und rehabilitativen Interventionen kontinuierlich und direkt beim Patienten zu erfassen. Dazu müssen jedoch noch die angesprochenen Probleme der Durchführungsobjektivität durch weitere Entwicklungen und Tests gelöst werden.


Literatur

1.
Diener E, Emmons RA, Larsen RJ, Griffin S. The Satisfaction with Life Scale. Journal of Personality Assessment. 1985;49:71-5.
2.
Steen EE, Frenken T, Eichelberg M, Frenken M, Hein A. Modeling individual healthy behavior using home automation sensor data: Results from a field trial. JAISE. 2013.
3.
Wilken O, Hein A, Gietzelt M, Spehr J. An approach to the fusion of probabilities of activities for the robust identification of activities of daily living (ADL). In: Ambient Assisted Living - AAL - 4. Deutscher Kongress: Demographischer Wandel - Assistenzsysteme aus der Forschung in den Markt, 2011.
4.
Frenken T, Vester B, Brell M, Hein A. atug: Fully-automated timed up and go assessment using ambient sensor technologies. In: 5th International Conference on Pervasive Computing Technologies for Healthcare (PervasiveHealth), 2011. p. 55-62.
5.
Spehr J, Gietzelt M, Wegel S, Költzsch Y, Winkelbach S, Marschollek M, Gövercin M, Wahl, Haux R, Steinhagen-Thiessen E. Vermessung von Gangparametern zur Sturzprädikation durch Vision- und Beschleunigungssensorik. In: Demographischer Wandel - Assistenzsysteme aus der Forschung in den Markt (AAL 2011), 2011.
6.
Amelang M Schmidt-Atzert L. Grundlagen diagnostischer Verfahren. In: Psychologische Diagnostik und Intervention, Springer-Lehrbuch. Berlin Heidelberg: Springer; 2006. p. 25-180. ISBN 978-3-540-28462-8.