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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Das Polytrauma im Kindesalter – Eine Auswertung aus dem TraumaRegister DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Debus - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Michael Frink - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Christian Kühne - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Carsten Mand - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Tim Schwarting - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Steffen Ruchholtz - Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI48-887

doi: 10.3205/13dkou347, urn:nbn:de:0183-13dkou3472

Published: October 23, 2013

© 2013 Debus et al.
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Fragestellung: Die Versorgung von schwerverletzten Kindern und Jugendlichen stellt eine große Herausforderung dar. Die Anzahl der im Straßenverkehr verletzten Kinder ist 2011 erstmalig seit 20 Jahren angestiegen. Aufgrund anatomischer und physiologischer Unterschiede weichen die Verletzungsmuster aber auch der Verletzungsmechanismus im Vergleich zum Erwachsenen erheblich ab. Ziel der vorliegenden Studie war es, neben der Analyse dieser Unterschiede auch die Versorgungsrealität abzubilden.

Methodik: Es wurden alle Fälle des TraumaRegisters DGU der Jahre 1997 bis 2010 untersucht. Insgesamt wurden 47.915 Patienten identifiziert, davon waren 3.522 unter 18 Jahre. Die dokumentierten Fälle wurden in die Altersgruppen 0-5, 6-10, 11-15, 16-17 unterteilt. Zum Vergleich wurden ebenfalls eine erwachsene (18-65 Jahre) und eine geriatrische Population (>65 Jahre) ausgewertet. Die Auswertung umfasst Unfallhergang, Verletzungsmuster, OP-Häufigkeit, Krankenhaus- und Intensivtage, Primärversorgung und den Vergleich zwischen vorhergesagter (RISC-Score)und tatsächlicher Letalität.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Mit 38,8% stammt der größte Anteil der schwerverletzten Kinder aus der Altersgruppe 16-17 Jahre, der geringste aus der Gruppe der 0-5-Jährigen (15,9%). Die häufigste Unfallsache waren Verkehrsunfälle (58,5%). Dabei zeigte sich, dass der Unfallmechanismus in Abhängigkeit der Teilnahme am Straßenverkehr war. Jüngere Kinder verunglückten häufig als Fußgänger (31,5%). Im Alter von 11-15 dominierte der Fahrradunfall (31,5%), bei den 16-17-Jährigen der Mofaunfall (34,8%). Das Verletzungsmuster variierte ebenfalls in Abhängigkeit vom Alter.

Je jünger die Patienten waren, desto häufiger wurden sie primär in überregionalen Traumazentren behandelt (0-5-Jährige: 78,2% vs. 16-17-Jährige: 73,1% vs. >65 Jahre: 63,2%). Das Alter der Patienten hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit der durchgeführten CTs. Eine operative Therapie war bei den 16-17-Jährigen häufiger notwendig als bei den 0-5-Jährigen (80% vs. 52%).

Die durchschnittliche Letalität in der Gesamtgruppe betrug 14,8% (vs. 16,3% RISC). Die höchste Letalität zeigte sich in der Altergruppe 0-5 Jahre (16,3% vs. 16,2% RISC), wohingegen die 16-17-jähringen und die Erwachsenen lediglich eine Letalität von 11,5% (vs. 13,0% RISC) bzw. 11,3% (vs. 12,1% RISC) aufwiesen. Die geringste Letalität zeigte wurde in der Altersgruppe der 6-10-Jährigen (9,0% vs. 12,2% RISC) nachgewiesen. Hier zeigte somit auch die größte Differenz zwischen errechneter und tatsächlicher Letalität.

Der Anteil schwerverletzter Kinder und Jugendlicher am Gesamtkollektiv beträgt lediglich 7,4%. Die Unfallmechanismen differieren in den verschiedenen Altersgruppen erheblich. Der größte Teil der schwerverletzten Kinder wird in überregionalen Traumazentren versorgt. Auf der Grundlage unserer Ergebnisse ist zu fordern, dass eine kindertraumatologischer Kompetenz in entsprechenden Traumazentren vorzuhalten ist, wie es auch in der aktuellen Version des Weißbuches Schwerverletzten-Versorgung gefordert ist.