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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Die Gluteusrotationslappenplastik in der Therapie des Dekubitus

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Frank Masberg - Helios Kliniken Schwerin, Klinik f. Plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Roland Mett - Helios Kliniken Schwerin, Klinik f. Plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Schwerin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 36

doi: 10.3205/13dgpraec142, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1425

Published: September 10, 2013

© 2013 Masberg et al.
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Fragestellung: In der Literatur findet die gluteale Rotationslappenplastik bei der Therapie des sacralen Dekubitus im Vergleich zur VY-Plastik nur wenig Beachtung. Bei paraplegischen und chronisch immobilen Patienten mit hoher Rezidivgefährdung besitzt diese OP-Technik jedoch entscheidende Vorteile. So können auch große Defekte mit einer einseitigen Gluteusrotationslappenplastik versorgt werden. Damit ergeben sich mehr Optionen für die postoperative Lagerungsbehandlung, welche nicht zwangsläufig immer in einem Clinitron-Bett erfolgen muss. Bei Rezidiven besteht je nach Lokalisation entweder die Option der Wiederverwendung der Lappenplastik durch eine „Nachrotation“ oder es kann die bisher aufgesparte Gegenseite verwendet werden. Zusätzliche Dekubitusläsionen im Bereich von Trochanter oder Sitzbein können bei gleichzeitigem Vorliegen in die Lappenplastik einbezogen werden bzw. bleibt bei späterem Auftreten die Verwendung des inferioren Anteils vom M. gluteus maximus als eine weitere Therapieoption bestehen. Hinsichtlich des optimalen Zeitpunktes der plastischen Deckung in Bezug auf den Lokalbefund gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Empfehlungen.

Methode: Anhand einer Auswertung des eigenen Patientengutes der letzten 2 Jahre werden Vorgehensweise und Ergebnisse vorgestellt. Bei insgesamt 22 mit einer Gluteusrotationslappenplastik versorgten Patienten war bereits vor Übernahme der Behandlung in 19 Fällen eine Nekrektomie mit teilweise weiteren, umfangreichen Debridements erfolgt. Infolge dessen resultierte nicht nur eine kontinuierliche Größenzunahme des Defektes, sondern auch regelmäßig eine destruierende Mitbeteiligung des Kreuzbeines. Diverse Verbandtechniken, ergänzende Behandlungsstrategien mit Optimierung der Ernährungssituation sowie bedingt umsetzbare Lagerungsbehandlungen hatten in diesen Fällen nur selten ein Wundstadium ohne Nekrosen (Stadium A n. SEILER) bewirkt. Zum Zeitpunkt der Defektdeckung bestanden überwiegend nekrotische Areale an Faszien und Muskulatur (Stadium B), teilweise auch entzündliche Infiltrationen der Wundränder und osteomyelitische Prozesse (Stadium C). Bei 4 Patienten bestand ein Rezidiv nach plastischer Deckung (1x sacral, 2x tuberal, 1x trochantär), in 2 Fällen als Frührezidiv innerhalb von 4 Monaten.

Ergebnisse: Mit einer Ausnahme wurde bei allen Patienten ein Debridement mit simultaner Defektdeckung favorisiert. In 4 Fällen wurde eine fasciokutane Gluteusrotationslappenplastik durchgeführt, davon 2x doppelseitig. Bei den restlichen 18 Patienten war eine myokutane Lappenplastik erfolgt, davon 4x zur Defektdeckung tuberal und 1x trochantär. 3x konnten kombiniert vorhandene Dekubituslokalisationen mit nur einer Lappenplastik verschlossen werden (1x tuberal+sacral, 2x sacral+trochantär). Revisionspflichtige Wundheilungsstörungen traten bei 5 Patienten auf, wovon in 2 Fällen Teilnekrosen bei fasziokutaner Lappenplastik vorlagen. Bei 21 Patienten wurde eine erfolgreiche Defektdeckung erreicht. Eine über Wochen intensivmedizinisch behandelte Patientin verstarb an einer Pilzsepsis. Ein Patient mit erheblicher Kachexie zeigte innerhalb von 6 Wochen II°ige Dekubitallläsionen im Narbenverlauf.

Schlussfolgerung: Die myokutane Gluteusrotationslappenplastik ist eine einfache und sichere Option in der Therapie des sacralen Dekubitus. Es wurden keine Teilnekrosen beobachtet. Fasziokutane Lappenplastiken hatten hingegen ein höheres Risiko für Wundheilungsstörungen (2x) und Rezidiv(1x). Der inferiore Anteil des M gluteus maximus eignete sich in 3 Fällen sehr gut zur Therapie von Sitzbeindefekten, wobei 2 Patienten bereits ein Rezidiv nach Bizeps femoris Lappenplastik aufwiesen. Die Prognose hinsichtlich eines Rezidives war bisher abhängig von fortbestehender Osteitis/Osteomyelitis, Umsetzung der Lagerungstherapie und vorhandener Kachexie.