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Kapselfibrose um Silikon-Implantate: vermeidbares Ereignis oder unabwendbares Schicksal?
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Published: | September 10, 2013 |
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Die Implantation von Fremdmaterialien in den Bioorganismus löst grundsätzlich eine Antwort im Sinne einer chronischen Entzündung aus. Das Ergebnis dieser Entzündungsreaktion ist nicht gleichförmig sondern weist unterschiedliche Endstadien auf mit zum Teil gravierenden Auswirkungen auf die Implantatfunktion Dies gilt für orthopädische Implantate als auch für Weichteilimplantate auf Silikonbasis für die Mamma. Bemerkenswert ist die statistische Übereinstimmung bei der Ausbildung der unerwünschten periimplantären Membranen, die beim Gelenkersatz zur Implantatlockerung und bei der Mammachirurgie zur so genannten Kapselfibrose führen. Die Ursachen für diese Bindegewebsneubildungen sind unbekannt. Diskutiert werden bakterieller Bewuchs der Implantatoberflächen (Biofilm), repetitive Mikrotraumata, Abrieb der Oberflächen bzw. „bleeding“ der Silikon-Implantate. Für die Kapselfibrose um Silikon-Implantate als auch für orthopädische Implantate gibt es Hinweise auf immunologische Reaktionen. Somit kann nach unserer Auffassung die Grundproblematik als zusammenhängend betrachtet werden.
Nach Aufarbeitung von 82 periimplantären Membranen um Silikon-Implantate gemäß einem für orthopädische Implantate von Morawietz et al. [1] angegebenen Algorithmus muss die Theorie, wonach die Kapselfibrosen höheren Grades um Mamma-Implantate durch bakterielle Besiedlung verursacht sind, als unwahrscheinlich gewertet werden. Unabhängig von einer bakteriellen Kontamination bleibt dennoch die Grenzfläche der Implantate zum biologischen Gewebe im Brennpunkt der Betrachtung, da hier ständig dynamische Prozesse im Nano- und Mikrometer-Bereich auf langen Zeitskalen ablaufen. Die Vielzahl der daraus resultierenden Phänomene lassen sich nur erklären über die genetische Prädisposition der Implantatträgerin / des Implantatträgers und die epigenetischen Einflüsse auf deren Immunsystem. Für künftige Therapieansätze lässt sich daraus ableiten, dass nicht lokale sondern systemische Ansätze gebraucht werden.
Literatur
- 1.
- Morawietz L, Tiddens O, Mueller M, Tohtz S, Gansukh T, Schroeder JH, Perka C, Krenn V. Twenty-three neutrophil granulocytes in 10 high-power fields is the best histopathological threshold to differentiate between aseptic and septic endoprosthesis loosening. Histopathology. 2009 Jun;54(7):847-53.