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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Verleihung der Dieffenbach-Medaille an Herrn Prof. Dr. med. G. M. Lösch

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marianne Schrader - im Ruhestand, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV 01

doi: 10.3205/13dgpraec001, urn:nbn:de:0183-13dgpraec0010

Published: September 10, 2013

© 2013 Schrader.
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Unserem Lehrer und ärztlichem Vorbild, Herrn Prof. Dr. med. Günter Maria Lösch, wird anlässlich der 44. Jahrestagung der DGPRÄC und 18. Jahrestagung der VDÄPC der Dieffenbach- Preis verliehen. Diesen Anlass wollen seine Schüler nutzen, seine Verdienste um die Plastische Chirurgie in Klinik, Lehre, Forschung und nicht zuletzt den Einfluss, den er auf die beruflichen, wissenschaftlichen und persönlichen Wege seiner Schüler genommen hat, zu würdigen. Der Weg eines Europäers, eines Mitteleuropäers, wie er selbst sagt.

Meran, Universitäten Rom, Mailand, Hamburg und Lübeck Beginn seiner Laufbahn in der Plastischen Chirurgie bei Prof. Dr. Sanvenero-Rosselli. Plastische Chirurgie, ein in Italien seit langem bestehendes Fachgebiet. Promotion und Habilitation im selben Gebiet in Rom mit apl. Professur. Dann der Weg aus dem Süden in die Norden an die Universität Hamburg, dort Weiterbildung zum Facharzt für Mund- und Kieferchirurgie bei Prof. Dr. Schuchardt und in Hamburg und Lübeck bei den Professoren Zukschwerdt und Remé zum Facharzt für Allgemeinchirurgie. In Hamburg 2. Habilitation zum Thema: Syndaktylien. Gründungsmitglied der VDPC, heute Historian der DGPRÄC. Diese Breite von Kenntnissen in der Plastischen Chirurgie hatte für uns alle Merkmale einer Schule. Nach geduldiger und zielstrebiger Aufbauarbeit entstand 1974 eine der ersten selbständigen Universitätskliniken für Plastische Chirurgie mit einer Einheit für Schwerbrandverletzte in Deutschland, ohne dass zu der Zeit eine Anerkennung des Gebietes für seine Schülerinnen und Schüler bestand. Das Interesse und der Wunsch in dieser Schule tätig zu sein, hinderte uns nicht daran, unsere Weiterbildung unter Anleitung dieses Lehrers zu wünschen.

Freundlich und fürsorglich zu allen Patienten war er unbeugsam in seinem hohen Anspruch an sich selbst und seine Mitarbeiter, persönlich Verantwortung zu übernehmen für den anvertrauten Patienten und für die universitären Aufgaben und forderte uns auf, als Mitglied in der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen tätig zu werden. Mit Engelsgeduld korrigierte er die Briefe seiner Assistenten/innen, vermittelte den Zusammenhang zwischen folgerichtigem Denken und Handeln und motivierte uns, kontrovers zu diskutieren, Problemlösungen zu erarbeiten und ermunterte uns, Mut zu haben, andere um Hilfe zu bitten. Der Definition von Heilung durch F. Marchand, 1901: „Heilung ist die dauernde Wiedervereinigung der getrennten Theile“ widmete er in unserer Weiterbildung breiten Raum. Dieser Begriff von Heilung gestattet in Verbindung mit der „bio-psycho-sozialen“ Vorstellung von „Funktion“ und Gesundheit in der „International Classification of Function and Health“ der Weltgesundheitsorganisation, 2005, auch ein neues Verständnis von Gesundheit. Eine ganzheitliche Behandlung ist die Grundlage unseres interdisziplinären Ansatzes in der Behandlung komplexer Störungen. In seinem jetzt erscheinenden Buch, das alle erhalten werden, bezieht er aktiv Stellung zu einer integrierten Perspektive von ärztlichem Tun, Ästhetik, Ethik und Geschichte der Plastischen Chirurgie.

Nicht das Spektakuläre, Öffentlichkeitswirksame sondern der unter vielen praktischen und ethischen Aspekten wohl abgewogene Entscheidungsprozess prägte die ständige Diskussion um eine vertretbare Vorgehensweise. Hier hat Herr Prof. Lösch in unendlicher Geduld und Ausdauer jeden neuen Aspekt zum Anlass genommen, die Entscheidungsketten immer wieder neu zu gewichten und jeden Parameter pragmatisch zu würdigen. Dadurch ist jeder seiner Schüler auf das Nachhaltigste geprägt. Mit der nötigen Ausdauer und Geduld gelang es ihm, auch gegen Widerstand alle Mitarbeiter für das gemeinsame Ziel: Dokumentation und Qualitätssicherung – QUASI – zu verpflichten. Hiermit wurde bereits sehr früh ein Werkzeug zur Qualitätssicherung der Leistung der Plastischen Chirurgie entwickelt, das schrittweise konzipiert, organisiert und umgesetzt wurde. Die dazu nötige Datenbank wurde 1983 unter Mitwirkung eines Informatikers, der Medizin studierte und eine Promotion bei Professor Lösch anstrebte, konzipiert und zum Einsatz gebracht. Ein weitsichtiges Unternehmen! Durch die Verbindung der Identifikationsnummer zur Pseudonomisierung der Stammdaten schuf unser Lehrer ein System zur Dokumentation von Daten, Bildern und Prozeduren für seine Klinik. Mit erstaunlichem Mut und Vertrauen in die Möglichkeiten der noch jungen IT-Technologie wurde dieses Projekt angegangen und geduldig optimiert zu einer Zeit, in der der Begriff Qualitätssicherung in der Medizin und rechnergestützte OP-Dokumentation eher unbekannt war und bestenfalls als utopisch belächelt wurde. Darüber hinaus schuf das System eine ideale Grundlage für klinische Studien und erleichterte die Lehre, die als das Gebiet selbständig wurde, im Fall der Universität Lübeck bereits mit Einführung des Teilgebietes, als Block in die Hauptvorlesung Chirurgie aufgenommen wurde. Dies durch persönlichen Einsatz des Klinikleiters.

Manche nicht gleich verständliche Maßnahme erwies sich plötzlich als sehr weitsichtige und moderne Konzeption, die zur Entwicklung des Fachgebietes Plastische Chirurgie klinisch und akademisch elementar wichtig beitrug und sich als „Säule“ des gerne genutzten Tempelbildes entwickelte. Mit durchaus unkonventionellen Ansätzen wurden vorausschauend Probleme angegangen und innovative Planungen umgesetzt. Als Beispiel sei hier die Akquisition der OP-Modumed-Einheit von Dräger, eine persönlich dem Klinikleiter gewidmete Zuwendung. Genannt. Sie nahm bereits vor über 20 Jahren die heute übliche Containerlösung bei Raummangel vorweg. Dass diese OP-Einheit ideal zur Behandlung Brandverletzter war, erwies sich dadurch beispielhaft, dass die Behandlung Schwerbrandverletzter sich in den folgenden Jahren in Lübeck beispielhaft entwickelte. Es gelang ihm hoch dotierte Drittmittel für das Forschungsvorhaben Reflektionsoptische Bestimmung der Tiefe der Verbrennung der Haut durch das Frauenhofer Institut einzuwerben.

Mit seinem unermüdlichen Einsatz in der Vereinigung und im täglichen klinischen Wirken für die Anerkennung und Verselbständigung der Plastischen Chirurgie weisen seine Leistungen in die Zukunft. Unter dem Grundsatz: Zukunft braucht Herkunft, hat er seinen Schülern und Schülerinnen bleibende Wertvorstellungen übermittelt.

Wir freuen uns darüber, dass unser Lehrer und Vorbild heute diese Ehrung erhält und gratulieren herzlich.