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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Mikrochirurgische Brustrekonstruktion bei Gerinnungsstörungen – Erfahrungen mit 12 Patientinnen

Meeting Abstract

  • Julian Kricheldorff - Helios Klinikum Emil von Behring, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Berlin
  • Isabel Edusei - Helios Klinikum Emil von Behring, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Berlin
  • Annett Kleinschmidt - Helios Klinikum Emil von Behring, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Berlin
  • Uwe von Fritschen - Helios Klinikum Emil von Behring, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch892

doi: 10.3205/13dgch892, urn:nbn:de:0183-13dgch8927

Published: April 26, 2013

© 2013 Kricheldorff et al.
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Einleitung: Als Goldstandard der Rekonstruktion nach Brustkrebs gelten heute autologe freie Lappenplastiken. Hereditäre oder erworbene Gerinnungsstörungen können die Komplikationsrate auch beim mikrochirurgisch erfahrenen Operateur deutlich anheben. In der Vergangenheit galt die Empfehlung, bei diesen Patienten keine mikrochirurgische Rekonstruktion durchzuführen. Evidenzbasierte Leitlinien zum Gerinnungsmanagement in der Mikrochirurgie existieren bisher nicht. Anhand von 12 eigenen Fällen werden unsere klinischen Erfahrungen und empirischen Empfehlungen vorgestellt.

Material und Methoden: Wir operierten in den Jahren 2008 bis 2012 zwölf Patientinnen mit einer angeborenen Gerinnungsstörung, sowohl mit hämophilen als auch mit thrombophilen Syndromen. Bei einigen Patientinnen war die Erkrankung präoperativ bekannt, meistens wurde eine Gerinnungsstörung allerdings erst postoperativ klinisch apparent.

Ergebnisse: Bei 11 Patientinnen mit Gerinnungsstörungen führten wir erfolgreich eine mikrochirurgischen Brustrekonstruktion durch. Zwei Patientinnen erlitten direkt postoperativ eine Lappenvenenthrombose, die jedoch erfolgreich revidiert werden konnten. Eine Patientin erlitt einen vollständigen Lappenverlust durch eine arterielle Thrombose. Nach Heparin-Antikoagulation konnte am zweiten Tag erfolgreich ein TMG angeschlossen werden, wobei eine postoperative Blutung auftrat.

Eine Patientin wurde unter Desmopressin-Therapie bei postoperativer Blutung erfolgreich revidiert.

Schlussfolgerung: Thrombophile Syndrome sind häufig, bleiben bei Patienten im Alltag allerdings häufig ohne klinische Relevanz. Bis zu 15 % der Patienten in Europa leiden an einer Diathese, z.B. einer Faktor V – Leiden-Mutation. Im Zusammenhang mit mikrogefäßchirurgischen Eingriffen besteht bei diesen Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko sowohl für arterielle als auch venöse Thrombosen. Im Gegensatz dazu treten bei den Hämophilien oft schwer kontrollierbare Blutungskomplikationen auf.

Statt genereller Gerinnungsdiagnostik erfolgt eine ausführliche Eigen- und Familienanamnese. In unserer Klinik haben sich sechs standardisierte Fragen als Assessment-Instrument (z.B. Schwangerschaftskomplikationen) durchgesetzt. Bei Verdacht erfolgt präoperativ eine Risikoabklärung und ggf. Therapieoptimierung in Zusammenarbeit mit den Hämatologen. Die Möglichkeiten einer Brusteigengewebsrekonstruktion müssen unserer Erfahrung nach also diesem Patientenkollektiv nicht vorenthalten werden. Wichtig ist eine individuelle Aufklärung über das erhöhte Risiko und eine engmaschige interdisziplinäre Zusammenarbeit.