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Sind die neuen S3-Leitlinien für das HNPCC / Lynch-Syndrom im internationalen Vergleich adäquat?
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Published: | April 26, 2013 |
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Einleitung: Bei dem HNPCC bzw Lynch-Syndrom handelt es sich um die häufigste heute bekannte monogenetische Karzinomdisposition (1:550). Bei dem Syndrom liegt eine mutationsabhängige, etwa 80%-ige Wahrscheinlichkeit vor an einem kolorektalen Karzinom, durchschnittlich im Alter von 45 Jahren zu erkranken. Das metachrone kolorektale Karzinomrisiko wird mit 23 - 55% nach 20 - 25 Jahren angegeben und zwar trotz regelmäßiger Endoskopien.
Material und Methoden: Die Frage stellt sich, inwieweit eine prophylaktisch-erweiterte Kolonresektion bei Auftreten eines Erstkarzinoms empfehlenswert ist oder nicht. Es erfolgte eine systematische Analyse der Leitlinienempfehlungen und der gängigen Praxis im internationalen Vergleich.
Ergebnisse: Neue S3-Leitlinie: „Eine subtotale Kolektomie bei Karzinom sollte nicht generell durchgeführt, aber individuell mit dem Patienten besprochen werden (GCP, starker Konsens) „
In vielen anderen Ländern (Finnland, Holland, USA, Australien, New Zealand…)wird die subtotale oder totale Kolektomie bei Kolonkarzinom gefordert. Teilweise ist die Empfehlung zu einer erweiterten Chirurgie bei Erstkazinom des Kolons in den Leitlinien verankert (z.B. British Society of Gastroenterology (BSG) and the Association of Coloproctology for Great Britain and Ireland (ACPGBI))
Schlussfolgerung: In den neuen deutschen Leitlinien zu HNPCC / Lynch-Syndrom spiegelt sich im internationalen Vergleich eine nicht nachzuvollziehende konservative Empfehlung dar. Entsprechend der Datenlage sollte ein Equipose zwischen einer erweiterten Chirurgie mit einerileorektalen Anastomose zu einer onkologischen Resektion und jährlichen Koloskopie dargestellt werden.
Dieses Equipose bezieht sich einerseits auf die Mortalität, aber auch auf die langfristige Lebensqualität (Haanstra JF et al. Quality of life after surgery for colon cancer in patients with Lynch syndrome: partial versus subtotal colectomy. Dis Colon Rectum 2012 Jun;55(6):653-9). Bei jungen Patienten entsteht ein Überlebensvorteil von 1,8 Jahren durch eine erweiterte Chirurgie. Das operative Risiko einer segmentalen versus einer subtotalen Kolektomie ist identisch. Auch wird das erhöhte Operationsrisiko von den ca. 50% der Patienten, die in dem höheren Alter von durchschnittlich 65 Jahren ihr Zweitkarzinom trotz der jährlichen Vorsorge diagnostiziert bekommen nirgendwo thematisiert. Das funktionelle Outcome und der Einfluss auf die QOL in einem höheren Alter ist noch nicht vergleichend untersucht worden.