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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Verschluckte Zahnstocher als Ursache eines akuten Abdomens – 107 Fälle aus der Literatur

Meeting Abstract

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  • Johan Friso Lock - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin
  • Catherine Steinbach - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin
  • Martin Stockmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch268

doi: 10.3205/13dgch268, urn:nbn:de:0183-13dgch2682

Published: April 26, 2013

© 2013 Lock et al.
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Einleitung: Das Verschlucken von Fremdkörpern, insbesondere von Zahnstochern, kann zu schwerwiegenden Verletzungen im Magen-Darm-Trakt führen und muss häufig endoskopisch oder operativ behandelt werden. Im schlimmsten Fall kann es zu Hohlorganperforationen mit Peritonitis und Sepsis kommen. Der aktuelle Fall einer Dünndarmperforation durch einen verschluckten Zahnstocher gab den Anlass zu einer strukturierten Literaturanalyse und zur Durchführung einer Metanalyse.

Material und Methoden: Die MEDLINE Suche mit dem Suchterminus „(tooth pick [ti] OR toothpick [ti]) AND (swallowed OR ingestion OR perforation OR injury)“ ergab 125 Resultate. Davon waren 97 relevante, im Zeitraum 1946 bis 2012 veröffentlichte Artikel verfügbar. Die Artikel wurden strukturiert nach Patientencharakteristika, Anamnese, Diagnostik, Therapie und Outcome in einer Tabelle erfasst und mittels IBM SPSS Statistics 19 statistisch ausgewertet. Daten als Median mit Minimum und Maximum.

Ergebnisse: Insgesamt würden 107 Patientenfälle (72,5% Männer) in der Literatur beschrieben. Die Patienten waren 52 (7-92) Jahre alt. Die Zahnstocher wurden bei 69,2% während der Nahrungseinnahme verschluckt, allerdings konnten sich nur 42,7% an das Verschlucken bewusst erinnern. Die häufigsten Symptome waren Bauchschmerzen (79,2%), Fieber (37,7%), Erbrechen (31,1%), Diarrhoen (10,4%) und Obstipation (4,7%), welche bei 50% innerhalb von 7 Tagen nach verschlucken auftraten. Zur Diagnostik wurde bei 50% der Patienten ein CT, bei weiteren 50% eine Endoskopie durchgeführt, wobei hiermit die Diagnose nur in 48,5% der Fälle gelang. Insgesamt nahm die Diagnostik im Mittel 5,5 Tage in Anspruch. Die Entfernung des Zahnstochers erfolgte durch Laparotomie (48%), Endoskopie (33%) und Laparoskopie (10%). Die Lokalisationen der Zahnstocher waren Magen (9,3%), Dünndarm (30,8%), Dickdarm (29,9%) und andere (29%, u.a. retroperitoneal, Leber, Lunge, Herz). Die Mortalität betrug insgesamt 12,1%.

Schlussfolgerung: Verschluckte Zahnstocher sind ein seltenes aber doch immer wieder auftretendes Phänomen. Die Diagnostik ist sehr häufig schwierig und kann zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen führen. Da es in der Regel zu Dünn- oder Dickdarmperforationen kommt, ist meist eine chirurgische Therapie erforderlich. Daher sollte bei unklarem, oder untypischen akutem Abdomen auch an eine Fremdkörperingestion gedacht werden.