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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Retrospektive longitudinale Untersuchung zu Risikofaktoren für die Entstehung der Osteoradionekrose (ONJ)

Meeting Abstract

  • Jan D Raguse - Charité Universitätsmedizin Berlin CVK, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Berlin
  • Nicolai Adolphs - Charité Universitätsmedizin Berlin CVK, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Berlin
  • Doris M. Kim - Charité Universitätsmedizin Berlin CVK, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Berlin
  • Christian Camerer - Charité Universitätsmedizin Berlin CVK, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Berlin
  • Bodo Hoffmeister - Charité Universitätsmedizin Berlin CVK, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch210

doi: 10.3205/13dgch210, urn:nbn:de:0183-13dgch2102

Published: April 26, 2013

© 2013 Raguse et al.
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Text

Einleitung: Die Osteoradionekrose der Kiefer (ONJ) wurde erstmals 1926 beschrieben und stellt die schwerste Form der Komplikation der Strahlentherapie (RT) eines Plattenepithelkarzinoms im Kopf- und Hals-Bereich (SCCHN) dar. Die ONJ wird durch multiple Faktoren verursacht, wobei zwischen direkten und indirekten Strahleneffekte unterschieden wird. Im Rahmen dieser Arbeit sollten weitere klinische Risikofaktoren untersucht werden.

Material und Methoden: Im Zeitraum von 204-2008 wurden 483 Patienten mit einem SCCHN therapiert. 150 Patienten erhielten eine primäre oder adjuvante Stahlentherapie (RT), 36 von diesen entwickelten eine ONJ. Die Daten aller Patienten wurden erhoben, Patienten mit einer ONJ wurden zusätzlich klinisch nachuntersucht. Die Nachuntersuchungszeit betrug mindestens 6 Monate. Erhoben wurden neben demographischen Daten insbesondere Daten zur chirurgische Therapie und strahlentherapeutische Faktoren.

Ergebnisse: Die Inzidenz der ONJ lag im eigenen Patientengut bei 24% (36/150), wobei sich 85% der Nekrosen innerhalb der ersten 2 Jahre nach Therapie entwickelten. Patienten mit einer adjuvanten RT entwickelten signifikant häufiger eine ONJ als solche, die eine alleinige RT erhielten, wobei insbesondere die periphere Osteotomie (Spangen- oder Kastenresektion) mit der Entwicklung einer Nekrose assoziiert war. Patienten die im Vorfeld der RT eine Gebisssanierung erhielten, zeigten eine signifikant geringere Inzidenz als die, bei denen darauf verzichtet wurde. Nach Bestrahlung durchgeführte dentoalveoläre Eingriffe waren signifikant mit der Enstehung einer ONJ verbunden. Gleichzeitig zeigte sich, dass die schleimhautgetragenen prothetische Versorgung in Hinsicht auf das Risiko der ONJ der implantgetragenen deutlich unterlegen ist.

Schlussfolgerung: In unserem Patientengut lag die Inzidenz der ONJ bei 24%, nur in 6% der Fälle konnte eine Ausheilung durch konservative Therapien erreicht werden, in einem Viertel der Fälle war eine Kontinuitätsresektion notwendig. Als primär chirurgischer Risikofaktor zeigten sich die periphere Osteotomie sowie die nicht ausreichenden Gebisssanierung im Vorfeld der RT. Zusätzlich waren posttherapeutische dentoalveoläre Eingriffe und das Tragen einer schleimhautgetragenen protheteischen Versorgung mit einem deutlichen Risiko für die Entstehung einer ONJ verbunden.