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Entwicklung und Implementierung einer Entscheidungshilfe (EH) zur Therapie des Bandscheibenvorfalls als komplexe Intervention im klinischen Setting
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Published: | March 5, 2012 |
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Published with erratum: | May 8, 2014 |
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Hintergrund: Eine in den letzten Jahren stark gestiegene Zahl von Bandscheibenoperationen deutet auf eine Über- bzw. Fehlversorgung hin [1]. Neuere Studien ergeben, dass sich das Patientenoutcome der konservativen und der operativen Behandlung von Band-scheibenvorfällen im Verlaufe von vier Jahren angleichen. Somit sind die Voraussetzungen für präferenzbasierte patientenseitige Entscheidungshilfen (EH) gegeben. EH sind für Bandscheiben-OPs im klinischen Bereich bisher nicht implementiert, obwohl sie geeignet sind, die Inanspruchnahme nicht notwendiger Operationen ohne negative Auswirkungen zu senken [2]. Der Implementierung von EH in klinische Abläufe stehen Barrieren wie Unvertrautheit und mangelnde finanzielle Anreize entgegen [3].
Zielsetzung: Eine EH zum Thema Bandscheibenvorfall soll entwickelt und die Bedingungen für eine erfolgreiche Implementierung in den klinischen Alltag sollen parallel erfasst und ggf. beeinflusst werden [4].
Methoden: 1. Mikrosystemanalyse: Förderliche bzw. hinderliche Dimensionen zweier neurochirurgischer Abteilungen (Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und Klinikum Köln/Merheim) werden mittels qualitativer Methoden erfasst. 2. Modellierung und Machbarkeit: Vorhandene EH werden kritisch bewertet, nach den Kriterien der evidenzbasierten Patienteninformation überarbeitet und für den deutschsprachigen, klinischen Kontext adaptiert [5], [6]. Intervention: 45-minütige DVD wird in Vorbereitung des Entscheidungsgesprächs mit dem Arzt durch die Arzthelferin ausgehändigt. Evaluation: Akzeptanz und Machbarkeit (Verständlichkeit) der EH. Einschlusskriterien: Patienten mit mind. dreimonatigen unspezifischen Schmerzen der unteren Wirbelsäule Endpunkte: Informiertheit, Entscheidungspräferenzen 3. RCT: Erhöhung konservativer Therapieoptionen und informierte Entscheidungsfindung [7] der Patienten durch EH im Vergleich zur einfachen Patienteninformation 4. Implementierung: Begleitende Untersuchung des Implementierungsprozesses aus der Perspektive des Normalisierungsprozesses.
Literatur
- 1.
- Ärztezeitung. 19.03.2010
- 2.
- O'Connor AM, Bennett CL, Stacey D, Barry M, Col NF, Eden KB, Entwistle VA, Fiset V, Holmes-Rovner M, Khangura S, Llewellyn-Thomas H, Rovner D. Decision aids for people facing health treatment or screening decisions. Cochrane Database Syst Rev. 2009;(3):CD001431.
- 3.
- Müller VE, Schmacke N, Kolip P, Berger B. Erwünscht, ungewohnt und kommunikationsbedürftig – die evidenzbasierten Patienteninformationen des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG). ZEFQ. unter Review
- 4.
- Campbell M, Fitzpatrick R, Haines A, Kinmonth AL, Sandercock P, Spiegelhalter D, Tyrer P. Framework for design and evaluation of complex interventions to improve health. BMJ. 2000;321(7262):694-6.
- 5.
- Bunge M, Mühlhauser I, Steckelberg A. What constitutes evidence-based patient information? Overview of discussed criteria. Patient Educ Couns. 2010;78(3):316-28.
- 6.
- Albrecht K, Simon D, et al. How does a German audience appraise an American decision aid on early stage breast cancer? Patient Educ Couns. 2011;83(1):58-63.
- 7.
- Michie S, Dormandy E, Marteau TM. The multi-dimensional measure of informed choice: a validation study. Patient Educ Couns. 2002;48(1):87-91.