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Versorgungsforschung trifft Leitlinienentwicklung: Eine Analyse zur Identifikation von Versorgungsproblemen bei der Leitlinienentwicklung
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Published: | March 5, 2012 |
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Hintergrund/Fragestellungen: Leitlinien sind Instrumente, die insbesondere in Bereichen mit großen Unterschieden in der Versorgungsroutine oder der Versorgungsqualität dazu beitragen können, eine angemessene und effektive medizinische Betreuung zu etablieren [1].
Die Fragestellungen des Projektes sind: 1.) Welche Methoden und Vorgehensweisen zur Identifikation von Versorgungsdefiziten werden in nationalen und internationalen Manualen für die Leitlinienentwicklung beschrieben? 2.) Welche Datenquellen werden in einzelnen Leitlinien zur Identifikation von Versorgungsdefiziten angewendet?
Methodik: Es wurden folgende Quellen systematisch durchsucht:
- 1.
- Literaturdatenbank Medline über pubmed.org und Cochrane Library (Suchdatum 10/2011)
- 2.
- 12 Methodenmanuale nationaler und internationaler Leitlinienprogramme, die den Autoren bekannt waren.
- 3.
- Schlagwortsuche in den gültigen S2- und S3-Leitlinien der AWMF auf awmf-online.de (Schlagworte: Bedarf, Schlüsselfragen, Priorisierung, Fragestellung, Scop)
Die Auswahl der relevanten Treffer erfolgte durch jeweils einen Reviewer. Die Angaben der eingeschlossen Quellen wurden extrahiert und deskriptiv zusammengefasst.
Ergebnisse: Zu unseren Fragestellungen ergeben sich die folgenden Ergebnisse:
- 1.
- Das Vorliegen von Versorgungsdefiziten wird in den Leitlinienmanualen durchgehend sowohl für die Themenauswahl als auch für die Auswahl der Fragestellungen als Kriterium benannt. Es werden aber keine spezifischen Methoden zu deren Identifikation beschrieben. Die Themenauswahl und die Definition von Fragestellungen und Zielen erfolgt in der Regel durch definierte Personenkreise, wobei es Unterschiede hinsichtlich der Zusammensetzung und Einbeziehung weiterer Personen und Gremien zwischen den Manualen gibt.
- 2.
- In den Leitlinien, die auf Versorgungsdefizite eingehen, werden als Datenquellen quantitative Befragungen, qualitative Methoden (Fokusgruppen), Routinedaten und Daten zu Qualitätsindikatoren sowie der Vergleich von Leitlinien genannt.
Schlussfolgerung: Unsere Auswertung zeigt, dass Hinweise auf Versorgungsdefizite und Verbesserungspotentiale in der Regel durch das Wissen und die Erfahrungen der an der Auswahl und Erstellung beteiligten Experten Eingang in die Leitlinienentwicklung finden. Ansätze zur systematischen Recherche und Generierung von Daten zu Versorgungsproblemen können hierzu möglicherweise eine sinnvolle Ergänzung sein, müssen jedoch hinsichtlich ihres Aufwand-Nutzen-Verhältnisses evaluiert werden.
Literatur
- 1.
- Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ); Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Deutsches Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung (DELBI). Fassung 2005/2006 + Domäne 8. 2008 [cited: 2011 Okt 11]. Available from: http://www.delbi.de