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43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

13.09. - 15.09.2012, Bremen

Lassoplastik nach Zancolli mit Karpaldachspaltung bei kombiniertem N. Ulnaris- und N. Medianusschaden zur Verbesserung der Handfunktion beim beidseits unterschenkelamputierten Patienten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker G. Marey - Klinikum Bergmannnstrost, Plastische Chirurgie, Halle-Salle, Germany
  • R. Hierner - Klinikum Bergmannnstrost, Plastische Chirurgie, Halle-Salle, Germany

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Bremen, 13.-15.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocEHIP08

doi: 10.3205/12dgpraec179, urn:nbn:de:0183-12dgpraec1799

Published: September 10, 2012

© 2012 Marey et al.
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Einleitung: Wir berichten über einen 65 Jahre alten Patienten, der in den 60er Jahren durch eine Glasscheibe fiel und sich dabei tiefe Schnittverletzungen an beiden Ellenbeugen mit korrespondierenden traumatischen N. ulnaris Schäden beidseits und N. medianus sowie N. radialis superfizialis Schaden links zuzog. Zusätzlich musste aufgrund des Verletzungsmusters der rechte Kleinfinger amputiert werden. Genaue Angaben oder Unterlagen zum Unfallgeschehen, der Diagnosen und des Behandlungsverlaufs sind allerdings nicht mehr vorhanden.

Weiter Z.n. Unterschenkelamputation beidseits bei bekannter pAVK, rechts bei langjähriger Raucheranamnese und nach Wundheilungsstörungen mit Infektverlauf im Rahmen einer Sprunggelenksfraktur als postoperative Komplikation im Jahr 2008 und li. im Rahmen eines Erysipels 2009, welches konservativ und chirurgisch nicht anders beherrscht werden konnte. Er ist seit dieser Zeit auf den Rollstuhl angewiesen. Aus den präoperativ erhobenen neurologischen Befunden geht rechts eine Ulnarisläsion und links eine Ulnarisläsion mit zusätzlicher partieller Medianusläsion sowie Läsion des Nervus radialis superfizialis als Residuum der Schnittverletzungen und nicht mehr vollständiger Rekonvaleszenz in den 60er Jahren hervor. Seit einigen Jahren beschreibt er eine zunehmende Funktionseinschränkung der rechten Hand mit Krallenfehlstellung und schwindender Oppositionsfähigkeit des Daumens zu den Langfingern. Er kann die linke Hand seit einiger Zeit aus der fixierten, geschlossenen Faust nicht mehr öffnen und diese zum Greifen des Rollstuhlrades nutzen. Bei der klinischen Untersuchung fallen eine fortgeschrittene Thenar- und Hypothenaratrophie sowie eine Atrophie der Handbinnenmuskulatur auf.

Hierzu liegt eine neurologische Untersuchung vom 3.1.2012 vor ohne Reizantwort des Nervus medianus und ulnaris links mit der Diagnose eines ausgebrannten Karpaltunnelsyndroms. Die Erstdiagnose eines KTS wurde im Jahr 2007 gestellt, eine operative Karpaldachspaltung war nicht erfolgt.

Material und Methoden: Das Beschwerdebild der Krallenhand links setzt sich so aus zwei Teilkomponenten zusammen. Zum einen besteht durch das Residuum der Ulnarisläsion eine Krallenhand und zweitens eine ausgeprägte Thenarmuskelschwäche aufgrund des fortgeschrittenen Karpaltunnelsyndroms und Taubheitsgefühle aller Langfinger aufgrund der Läsion beider Nerven. Daher planten wir einerseits die Dekompression des Nervus medianus durch eine offene Karpaldachspaltung und Epineurotomie mit offenem Zugang durch eine längsgestellte Hautinzision distal der Raszetta zwischen Thenar und Hypothenar. Um zusätzlich die verbliebene Handfunktion zu verbessern und die Kontraktur der Langfinger in den Grundgelenken zu korrigieren, planten wir zusätzlich eine Lassoplastik nach Zancolli. Postoperativ erfolgte die Anlage einer dorsalen Gipsschiene in Beugestellung der Grundgelenke für vier Wochen und die Beübung der Langfinger in der Schiene durch aktive Streckung und Beugung im Mittel- und Endgelenk.

Ergebnisse: Die präoperativ bestehende Kontraktur der Langfinger, welche durch die fehlende Lumbrikalisfunktion nicht aktiv angesteuert werden konnten, wurde postoperativ durch die Lassoplastik bei 0° Beugung fixiert. So konnte die aktive Streckung in den Langfingern verbessert werden, das aktive Öffnen der Faust ist nun möglich.

Eine Verbesserung der Sensibilität konnte, bedingt durch den langjährigen, ausgeprägten Druckschaden des Nervus medianus nach der Karpaldachspaltung noch nicht verzeichnet werden. Die Daumenabduktion verbesserte sich ebenso. Der Abstand der Daumenkuppe auf die Hohlhandfalte verringerte sich von präoperativ 6cm auf postoperativ 1cm.Die Daumenabduktion mit dem Zeigefinger war schon bei Entlassung ebenfalls wieder möglich.

Schlussfolgerung: Der von uns operierte Patient war aufgrund seiner Vorerkrankungen auf den Umgang mit dem Rollstuhl angewiesen. Aufgrund einer vorausgehenden Verletzung des N. ulnaris beidseits und auch des N. medianus und N. radialis superfizialis li. mit nur vollständiger Rekonvaleszens und noch verbliebenem Residuum bestand eine noch kompensierte Funktionseinschränkung beider Hände mit unvollständiger Fingerstreckung. Aufgrund des in den letzen Jahren zusätzlich aufgetretenen progredient verlaufendem Karpaltunnelsyndrom kam es zu einer weiteren Funktionsminderung der linken Hand mit zuletzt bestehendem Funktionsverlust mit fixiert in Beugestellung und Faustschluss stehenden Langfingern und ausgeprägter Thenaratrophie mit stark eingeschränkter Oppositionsfähigkeit des Daumens. Aufgrund unserer durchgeführten Karpaldachspaltung in Kombination mit einer Lassoplastik nach Zancolli, dann der Patient die Faust nun wieder aktiv öffnen und sich so wieder selbständig in seinem Rollstuhl fortbewegen und hat somit ein großes Stück Mobilität und Eigenbestimmung zurückgewonnen.