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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Motorische Entwicklungsgefährdungen bei 3- bis 6-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern (M-V): Update zur Assoziation mit dem sozioökonomischen Status (SES) der Eltern

Meeting Abstract

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  • Annika Gottschling - Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
  • Marco Franze - Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald
  • Wolfgang Hoffmann - Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds391

doi: 10.3205/11gmds391, urn:nbn:de:0183-11gmds3912

Published: September 20, 2011

© 2011 Gottschling et al.
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Hintergrund: Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in M-V belegen eine hohe Prävalenz motorischer Entwicklungsverzögerungen (Schuljahr 2008/2009: 16,4 %). Gleichzeitig liegen in M-V deutlich ungünstigere sozioökonomische Eckdaten vor, als im Bundesdurchschnitt. Im Rahmen des Modellprojektes „Kinder in Kitas (KiK)“ [1] wurde der Zusammenhang zwischen motorischen Entwicklungsgefährdungen bei 3- bis 6-Jährigen und dem sozioökonomischen Status (SES) der Eltern untersucht.

Methoden: „KiK“ wurde als cluster-randomisierte, prospektive, kontrollierte Studie durchgeführt. Als Instrument zur Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen kam das „Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten DESK 3-6“ zur Anwendung [2]. Der SES wurde analog zum Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) mittels des Winkler-Indexes auf Basis eines standardisierten Elternfragebogens erhoben.

Ergebnisse: In die Analyse konnten n = 452 Eltern-Kind-Paare einbezogen werden (Response: 51,9 %). Insgesamt weisen 43,3 % der Eltern einen niedrigen SES, 49,8 % einen mittleren und 6,9 % einen hohen SES auf. Im Bereich Feinmotorik erhalten 10,1 % der Kinder, im Bereich Grobmotorik 4,1 % einen Screeningbefund, welcher Entwicklungsgefährdungen vermuten lässt. Diese Zahlen variieren abhängig von Alter und Geschlecht erheblich. Beispielsweise liegt die Prävalenz von Entwicklungsgefährdungen im Bereich Feinmotorik bei 5- und 6-jährigen Mädchen bei 2,0 %, bei den Jungen dieser Altersgruppe bei 18,0 %. Die Kompetenzen im Bereich Feinmotorik sind bei Kindern mit mittlerem SES signifikant höher (M = 4,4) als bei Kindern mit niedrigem SES (M = 3,9; p < 0,05). Signifikante Mittelwertunterschiede zwischen Kindern mit niedrigem bzw. mittlerem und Kindern mit hohem SES (M = 4,3) wurden hingegen nicht festgestellt. Differenziertere Analysen ergaben altersübergreifend signifikante Unterschiede speziell bei den Mädchen (niedriger SES: M = 4,4; mittlerer SES: M = 5,1; p < 0,05). Im Bereich Grobmotorik liegen statistisch signifikante Unterschiede in der motorischen Entwicklung zwischen Kindern mit unterschiedlichem SES ausschließlich in der Gruppe der 4-Jährigen vor (hier unterscheiden sich Kinder mit niedrigem SES (M = 5,2) von Kindern mit mittlerem SES (M = 5,9) signifikant voneinander (p < 0,05; hoher SES: M = 5,0), während sich die übrigen Altersgruppen nicht signifikant unterscheiden).

Diskussion: Die motorische Entwicklung von 3- bis 6-Jährigen ist in dieser Untersuchung deutlich mit dem SES der Eltern assoziiert. Die Feinmotorik ist davon stärker betroffen als die Grobmotorik. Präventive Maßnahmen in der Kita zur Förderung der Motorik sind dennoch für alle Kinder angebracht, da die teils hohen Prävalenzen der Entwicklungsgefährdungen in M-V nicht allein mit dem SES zu erklären sind und durch Interventionen auf Gruppenebene einer möglichen Stigmatisierung der betroffenen Kinder vorgebeugt wird.


Literatur

1.
Franze M, Gottschling A, Hoffmann W. Das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3-6) als Basis gezielter individueller Förderung in Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern: Erste Ergebnisse des Modellprojekts „Kinder in Kitas (KiK)“ zur Akzeptanz des DESK 3-6 bei Erziehenden. Bundesgesundheitsblatt. 2010;5:1290-7.
2.
Tröster H, Flender J, Reineke D. DESK 3–6. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten. Göttingen: Hogrefe; 2004.