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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Sind spezifische Milchfette für den allergoprotektiven Bauernhofmilcheffekt verantwortlich? -Untersuchungen zum Einfluss von konjugierten Linolensäuren aus der Milch auf den Atopiestatus bei Kindern

Meeting Abstract

  • Petra Ina Pfefferle - Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • Christian Böcking - Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • Gisela Büchele - Universität Ulm, Ulm
  • Charlotte Braun-Fahrländer - Universität Basel, Basel
  • Erika von Mutius - Universität München, München

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds316

doi: 10.3205/11gmds316, urn:nbn:de:0183-11gmds3169

Published: September 20, 2011

© 2011 Pfefferle et al.
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Text

Hintergrund: In Europa gehört Kuhmilch bereits seit vielen tausend Jahren zum Ernährungsrepertoire des Menschen. Die Milch von traditionell geführten Bauernhöfen mit extensiver Weidehaltung unterscheidet sich von der, die in der intensiven konventionellen Landwirtschaft erzeugt wird, in Hinblick auf ihre Zusammensetzung [1]. Querschnittsstudien im traditionellen bäuerlichen Milieu belegen, dass die frische unbehandelte Bauernhofmilch allergie- und atopieprotektiv wirkt [2], [3]. Bisher ist aber nicht bekannt, welche Milchkfraktion für diesen Effekt verantwortlich ist. Aufgrund der Funktion von omega-3/6 Fettsäuren und konjugierten Linolensäuren (CLA) als Precursor für Entzündungsmediatoren- und repressoren werden unter anderen diese Fettsäuren für den allergieprotektiven Effekt der Bauernhofmilch verantwortlich gemacht [4].

Methoden: Im Rahmen der multi-zentrischen PASTURE (Protection against Allergy Study in Rural Environments)/Efraim-Geburtskohortenstudie wurden in einer eingebetteten Fallkontrollstudie 160 Milchproben von Bauern und Nicht-Bauernfamilien beim Lebensalter von zwei Monaten bzw. 4,5 Jahren und 130 Serumproben im 12. Lebensmonat bzw. zu 4,5 Jahren gesammelt. Milch- und Serumproben wurden auf Unterschiede in der Fettsäurezusammensetzung in einem Spektrum von 46 Fettsäuren untersucht. Die Fettsäuren, die in Bauernhofmilch- und Molkereimilchproben unterschiedlich verteilt waren, wurden auf mögliche Assoziationen zu spezifischem Immunglobulin E gegen zwanzig in Europa verbreitete inhaltive und Nahrungsmittelallergene hin analysiert.

Ergebnisse: Der atopieprotektive Effekt von Bauernhofmilch gegenüber Molkeriemilch konnte in der Gesamtkohorte wie auch im Unterkollektiv bestätigt werden. Bauernhof- und Molkereimilch unterschieden sich signifkant nur im Gehalt der konjugierten Linolensäuren, wobei Bauernmilch mehr konjugierte Linolensäuren als Molkeriemilch enthielt (p< 0.001). Dieses Verhältnis bildete sich in gleicher Weise auch in der Serumfettfraktion ab (p< 0,05). Bauernkinder wiesen signifikant höhere Serum-CLA-Gehalte als Nichtbauernkinder auf. Dennoch konnten weder zwischen dem Milch-CLA-Gehalt noch dem CLA-Gehalt im Serum signifikante Assoziationen zum Atopiestatus der Kinder bei beiden Messzitpunkten festgestellt werden.

Schlussfolgerungen: Bauernhofmilch von Höfen mit extensiver Weidewirtschaft unterscheidet in Hinblick auf die Fettsäurekomposition nur im CLA-Gehalt signifikant von der Milch, die konventionell erzeugt wurde. Der Konsum der beiden unterschiedlichen Milchqualitäten bildet sich in den kindlichen Serumproben in unterschiedlichen CLA-Gehalten ab, der höhere Serumfettgehalt der CLA in Bauernkindern scheint aber nicht für den atopieprotektiven Effekt der Bauernhofmilch verantwortlich zu sein. Dennoch könnte ein höherer CLA-Gehalt in der Milch auf einen allergie-oder atopieprotektiven Effekt der Milch hinweisen und als Biomarker für diesen Effekt dienen.


Literatur

1.
Kraft J, Collomb M, Möckel P, Sieber R, Jahreis G. Differences in CLA isomer distribution of cow's milk lipids. Lipids. 2003;38:657-64.
2.
Riedler J, Braun-Fahrländer C, Eder W, Schreuer M, Waser M, Maisch S, Carr D, Schierl R, Nowak D, von Mutius E; ALEX Study Team. Exposure to farming in early life and development of asthma and allerga cross-sectional survey. Lancet. 2001;358:1129-33.
3.
Waser M, Michels KB, Bieli C, Flöistrup H, Pershagen G, von Mutius E, Ege M, Riedler J, Schram-Bijkerk D, Brunekreef B, van Hage M, Lauener R, Braun-Fahrländer C; PARSIFAL Study team. Inverse association of farm milk consumption with asthma and allergy in rural and suburban populations across Europe. Clin Exp Allergy. 2007;37:661-70.
4.
Braun-Fahrländer C, von Mutius E. Can farm milk consumption prevent allergic diseases? Clin Exp Allergy. 2011;41:29-35.