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Emotionaler Disstress erhöht das Risiko an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken: Ergebnisse aus dem 18-Jahre-Follow-up des British Household Panel Survey
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Published: | September 20, 2011 |
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Einleitung: Die Häufigkeit des Diabetes mellitus – insbesondere des Typ 2 – hat mittlerweile epidemische Ausmaße erreicht. Ein Großteil des Risikos für die Entstehung des Diabetes mellitus Typ 2 wird auf die genetische Prädisposition sowie Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel zurückgeführt. Dennoch können diese Risikofaktoren nicht die gesamte Krankheitslast erklären. Für die Entwicklung ganzheitlicher Diabetespräventionsprogramme ist daher die Berücksichtigung weiterer potentieller Risikofaktoren notwendig. Emotionaler Disstress könnte hier eine Schlüsselrolle spielen, denn dieser wirkt sich vielfältig negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus. Gleichzeitig leidet in den westlichen Industrienationen ein Großteil der erwachsenen Bevölkerungen unter solchen seelischen Belastungen. Über den Zusammenhang zwischen emotionalem Disstress und Diabetes mellitus Typ 2 ist jedoch bis dato nur wenig bekannt. Daher wurden Daten einer großen Kohortenstudie herangezogen, um den Zusammenhang zwischen emotionalen Disstress und inzidentem Diabetes mellitus Typ 2 zu untersuchen.
Methoden: Im Rahmen des British Household Panel Surveys wurden 3.540 Männer und Frauen im durchschnittlichen Alter von 40,6 Jahren (SD = 14,4) über einen Zeitraum von 18 Jahren nachverfolgt (1991-2008). Emotionaler Disstress wurde bei Baseline mit dem General Health Questionnaire erfasst. Im Rahmen des Follow-ups wurde das Auftreten von Diabetes mellitus Typ 2 mittels Selbstberichten erhoben. Der Zusammenhang zwischen emotionalem Disstress und Diabetes mellitus Typ 2 wurde schließlich mit Cox-Proportional-Hazards-Modellen untersucht.
Ergebnisse: Über einen 18-Jahres-Follow-up-Zeitraum erkrankten insgesamt 261 Personen an Diabetes mellitus Typ 2. Personen mit einem höheren Maß an emotionalem Disstress hatten im Vergleich zu Personen mit einem geringeren Stresslevel ein um 88% erhöhtes Diabetesrisiko (für soziodemografische Variablen adjustiertes Hazard Ratio und 95%-Konfidenzintervall: HR = 1,88 [1,33-2,66]). Auch nach Kontrolle für weitere relevante Confounder wie beispielsweise Bewegungsaktivität blieb die positive Assoziation zwischen emotionalem Disstress und Diabetes mellitus Typ 2 erhalten (adjustiertes HR = 1,53 [1,07-2,19]).
Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass emotionaler Disstress ein eigenständiger Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 ist. Somit ist zu vermuten, dass Stressprävention auch Diabetesprävention ist. Möglicherweise ergeben sich hieraus bis dato unerkannte Möglichkeiten einer Diabetesprävention durch Stressbewältigungs-Techniken.