Article
Tumorstadienverschiebung des malignen Melanoms nach Hautkrebsscreening
Search Medline for
Authors
Published: | September 20, 2011 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Das Hautkrebsscreening als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen wurde 2008 flächendeckend in Deutschland eingeführt, nachdem in Schleswig-Holstein 2003 bis 2004 ein Pilot-Projekt durchgeführt wurde. Bislang gibt es keine verlässlichen Daten zu den Effekten eines Hautkrebsscreenings auf die Hautkrebs-Epidemiologie. Unsere Studie untersucht daher auf Basis der Daten zum malignen Melanom (MM) aus dem Krebsregister Schleswig-Holstein den Verlauf der stadienspezifischen Inzidenzraten. Eine Rückgang der Inzidenz mit ungünstigerer Prognose könnte einen Indikator für eine verringerte Mortalität darstellen.
Material und Methoden: Die Untersuchung beruht auf den Daten zum malignen Melanom (ICD 10: C43, D03) des epidemiologischen Krebsregisters Schleswig-Holsteins zwischen 1998 bis 2008. Nach Behandlung der fehlenden Angaben im Tumorstadium mit multipler Imputation wurden für Frauen und Männer getrennt T-stadienspezifische altersadjustierte Inzidenzraten für jedes Kalenderjahr berechnet. Mit Joinpoint-Analysen wurden Trends (annual percental change) und Veränderungen im Trend bestimmt.
Ergebnisse: Zwischen 1998 und 2008 wurden 6.506 Personen mit invasivem MM registriert. Bei knapp 40% ist kein T-Stadium bekannt. Zusätzlich wurden 2.934 Fälle mit MM in situ erfasst.
Die Inzidenzrate steigt für Männer und Frauen um 7.6% pro Jahr für MM in situ und um 1.5% (Männer) bzw 1.4% (Frauen) pro Jahr im Stadium T1. Sie fällt um 6.5% pro Jahr für T2 und um 4.2% bzw. 4.5% pro Jahr für T3-4. Die Pilotphase für das Hautkrebsscreening in 2003 bis 2004 fällt mit einer deutlichen Erhöhung der Inzidenz von Melanoma in situ und T1 sowie einem Abfall in T3-4 zusammen. Auch der Beginn des Screenings in 2008 deckt sich mit einer merklich erhöhten Inzidenz in den günstigen T-Stadien.
Diskussion: Effekte des Hautkrebsscreenings sind auf Ebene der epidemiologischen Krebsregisterdaten sichtbar. Durch Anwendung der multiplen Imputation konnten auch die Melanomafälle mit fehlender Tumorstadienangabe in die stadienspezifische Auswertung eingebunden werden. Die beobachtete Verschiebung der Stadienverteilung könnte ein Hinweis auf eine eine verringerte Mortalität in den nächsten Jahren sein. Bei der Interpretation der Daten ist aber zum einen zu beachten, dass Joinpoint-Analysen relativ sensibel auf kleine Änderungen der Daten reagieren. Weiter könnte die Umstellung der TNM-Klassifikation im Jahr 2004 zu einer veränderten Stadienverteilung führen.