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Ein Modell zur Implementierung einer Feedbackkultur in der medizinischen Ausbildung
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Published: | September 26, 2011 |
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Fragestellung: Die Akzeptanz von Feedback (FB) hängt von dessen wahrgenommener Richtigkeit ab und ist das Ergebnis einer feedbackfreundlichen Umgebung sowie der Vertrauenswürdigkeit des FB-Gebers [1]. Wenn FB Bestandteil der Med. Ausbildung werden soll ist die Implementierung einer FB-Kultur notwendig [2]. Etablierte FB-Modelle fokussieren auf die Durchführung und Rezeption von FB und weniger auf die Implementierung einer FB-Kultur [3]. Welche Faktoren sind bei der Implementierung einer FB-Kultur zu berücksichtigen?
Methoden: Seit 2009 wird für Studierende im PJ an der HHU Feedback durchgeführt. In der Implementierungsphase wurden qualitative Interviews mit 12 Studierenden (Stud.) und 9 Ärzten (Ä.) sowie drei Fokusgruppen durchgeführt, auf Tonträger aufgezeichnet, transkribiert, mit MAXQDA codiert und anschließend analysiert.
Ergebnisse: In vier Dimensionen: konnten hemmende Faktoren für die Implementierung von FB erfasst werden.
- 1.
- Beziehung: Fehlende Vertrautheit zwischen FB-Geber und -Nehmer stellt eine wichtige Störgröße bei der Implementierung dar. Hierarchien erschweren eine Auseinandersetzung mit Beziehungsthemen.
- 2.
- Feedbackgespräch: Eine sorgfältige Beobachtung durch den FB-Geber ist Voraussetzung für ein gelingendes FB. Allgemeines Loben wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit der Stud. aus und Ä. hatten Schwierigkeiten oder vermieden konstruktive Kritik gegenüber den Stud.
- 3.
- Fachliche Expertise: Die Expertise des FB-Gebers ist zwar von Bedeutung, befindet sich jedoch in einem Spannungsfeld mit der noch zu entwickelnden Expertise der Stud. Gespräche mit Experten mit hoher Expertise (Oberärzte) werden gemieden.
- 4.
- Zielvorgabe / Lernziele: Ä. benötigen definierte Zielvorgaben zur Beurteilung der klinischen Kompetenz der Stud. Für die Akzeptanz des FB ist auch das Lehr-Lernklima von Bedeutung.
Schlussfolgerung: Für die Entwicklung einer FB-Kultur steht zunächst die Beziehung von FB-Geber und -Nehmer im Vordergrund. FB sollte zunächst in Gruppen eingeführt werden, wo geringe Konflikte und Unsicherheiten auf der Beziehungsebene bestehen (Peer < Assistent < Ober-/Chefarzt). Begleitende Schulungen bereiten auf qualitativ gute FB-Gespräche vor. Die fachliche Expertise sowie Zielvorgaben als Bewertungsgrundlage treten in der Implementierungsphase zunächst in den Hintergrund (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Literatur
- 1.
- Kinicki AJ, Prussia GE, Wu B, McKee-Ryan FM. A Covariance Structure Analysis of Employees´ Response to Performance Feedback. J Appl Psychol. 2004;89(6):1057-1069. DOI: 10.1037/0021-9010.89.6.1057
- 2.
- Archer JC. State of the science in health professional education: effective feedback. Med Educ. 2010;44(1):101–108. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2009.03546.x
- 3.
- Illgen DR, Fisher CD, Taylor MS. Consequences of Individual Feedback on Behavior in Organizations. J Appl Psychol. 1979;64(4):349-371. DOI: 10.1037/0021-9010.64.4.349