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Einfluß der selektiven dorsalen Rhizotomie auf das orthopädisch-operative Vorgehen bei Kindern mit spastischer Zerebralparese
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Seit 2007 wird in unserem Haus die selektive dorsale Rhizotomie (SDR) für Kinder mit beinbetonter bilateraler spastischer Zerebralparese angeboten. Die Arbeit fasst zusammen, welche orthopädischen Operationen nach Rhizotomie durchgeführt wurden bzw. welche aus orthopädischer Sicht zur Verbesserung des Gangbilds bzw. zur Vermeidung von Früharthrosen indiziert sind.
Methodik: Von 01/07 bis 05/10 wurden 71 Rhizotomien (32 Mädchen, 39 Jungen) durchgeführt. Die Patienten waren im Durchschnitt 7,3 (2-20) Jahre alt. Nicht eingeschlossen wurden Patienten mit GMFCS IV+V (n=6) sowie am Muskel-Skelett-Apparat voroperierte Patienten (n=2). 5 Patienten standen nicht für Nachuntersuchungen zur Verfügung. Bei den verbliebenen 58 Patienten (26 w, 32 m, Durchschnittsalter 7,1 Jahre von 2 bis 17J.) wurde untersucht, ob nach SDR Operationen am muskuloskeletalen System erfolgten bzw. empfohlen wurden. Die Indikation zur Operation wurde bei diesen Patienten anhand klinischer Untersuchung, Bewegungsausmaß, modifizierter Ashworthskala, Kontrakturen, Achsfehlern, Video-Ganganalyse und Röntgenbildern gestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Durchschnitt 13,7 (5-30) Monate nach SDR haben 14 der 60 Patienten Operationen im muskuloskeletalen Bereich erhalten. 11mal wurden die Plantarflexoren verlängert, einmal Plantarflexoren und Kniebeuger. Je eine Patelladistalisierung und eine ventrale femorale Wachstumslenkung wurden durchgeführt. 9 weiteren Patienten haben wir Operationen empfohlen, die bisher nicht erfolgt sind (1 Derotation, 2 Acetabuloplastiken plus IVDO, 1 SEMLS, 2 Patelladistalisierungen, 2 Plantarflexorenverlängerungen, 1 Knickfußkorrektur). Operationen im muskuloskeletalen Bereich sind häufig nach SDR notwendig. 1/4 der Patienten erhielt bereits im Zeitraum von etwa einem Jahr nach SDR einen operativen Eingriff am Muskel-Skelett-Apparat, obwohl bei allen Patienten die Spastik nach SDR reduziert war. Im wesentlichen wurden Spitzfußkorrekturen und Behandlungen des Kauergangs durchgeführt. Weitere gut 15% der Patientengruppe stimmten interdisziplinär indizierten Operationen bisher nicht zu. Wir beobachteten deutlich weniger Knickfußdeformitäten als andere Arbeitsgruppen.
Besteht bereits eine ausgeprägte Hüftdysplasie mit RMI > 40%, führt auch die dauerhafte Minderung der Spastik nicht zu einer Normalisierung im Wachstum, so dass hier die Algorithmen bezüglich Acetabuloplastik und IVDO wie bei sonst gesunden Kindern zur Anwendung kommen sollten. Im Gegensatz zu anderen Arbeitsgruppen haben wir keine Verschlechterungen bei vor der Rhizotomie guten Hüften beobachtet.
Durch die Reduktion der Spastik ist eine deutliche Verbesserung des Gangbilds möglich, Kontrakturen und knöcherne Fehlstellungen treten bei grundsätzlich fortbestehender muskulärer Imbalance dennoch auf. Ihre orthopädisch-operative Behandlung führt zu einer weiteren „Normalisierung“ des Ganges.